Guinea-Bissau träumt vom Fußballwunder
Profi Éder trifft beim Afrika Cup auf Gastgeber Gabun
Am 13. Juli 2016 versetzte ein Stürmer aus Guinea-Bissau die Fußballnation Portugal in Ekstase. Als Éderzito António Macedo Lopes die Seleção um den verletzten Superstar Cristiano Ronaldo in der 109. Minute des EM-Finals zum Europameister machte, rasteten aber auch die Leute in Éders Heimat aus. Jetzt hoffen die Menschen aus dem armen Land in Westafrika auf weitere Erfolge - beim Afrika Cup in Gabun.
»Portugal hatte auch niemand als möglichen Europameister auf der Rechnung«, sagte Staatspräsident José Mário Vaz bei der Verabschiedung der Nationalmannschaft zu Trainer Baciro Candé. »Das sollte für euch Motivation genug sein.« Guinea-Bissau, das das Turnier am Samstag (17 Uhr) gegen den Gastgeber eröffnet, ist erstmals qualifiziert - allein das ist ein kleines Fußballwunder.
Denn die Éders sind in dem kleinen Land mit 1,7 Millionen Einwohnern rar, und wenn sie es doch in den Profibereich schaffen, spielen sie wie dessen Europameisterkollege Danilo meist für die ehemalige Kolonialmacht. Trainer Candé ist es aber gelungen, einige frühere portugiesische Juniorennationalspieler ins Team zurückzulocken. 13 Kicker aus Candés Kader spielen in Portugal - wie Stürmer Abel Camará, der zuvor immerhin zehn Mal für Portugals U21 aufgelaufen ist.
Die Spieler verbinde »unzerstörbare Solidarität«, versicherte Kapitän Bocundji Ca, der neben Camará und Freistoßkünstler Zezinho zu den Stützen gehört. Getreu dem Landesmotto »Unidade, Luta, Progresso« (Einigkeit, Kampf, Fortschritt) wollen sie für Furore sorgen - wie ihr großes Vorbild Éder. Der wuchs in Bissau auf, der Hauptstadt des seit 1973 unabhängigen Landes.
Die Lebenserwartung dort beträgt 55 Jahre, Militärputsche warfen das Land und den Fußball immer wieder weit zurück. Zwischen 2002 und 2010 bestritt die Nationalmannschaft gerade mal elf Spiele. »Wohl nie zuvor hat eine Nation, die wirtschaftlich so unterentwickelt ist, ein großes Fußballturnier erreicht«, schrieb der englische Guardian.
Seit dem Ende der Qualifikation im September hat Guinea-Bissau kein einziges Länderspiel bestritten. Und doch hoffen die Spieler, auf eine Sensation schon gegen Gabun. Beim Gastgeber fehlt nach den jüngsten politischen Unruhen jegliche Euphorie, die Opposition rief gar zum Boykott des Turniers auf. Das Geld für zwei neue Stadien hätte sinnvoller verwendet werden müssen, hieß es.
Guinea-Bissau hat derweil den obligatorischen Prämienstreit rechtzeitig beigelegt, und seit Éders Treffer scheint ohnehin »alles möglich«, wie der ehemalige Mannschaftskapitän Bruno Fernandes versicherte. SID/nd
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