Blitzableiter, Steuermann?
Ronald Pofalla gilt als kommender Bahnchef
Ende Oktober 2013 erfuhr der damalige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, dass der Bundesnachrichtendienst in »Krisenländern« die Botschaften befreundeter Staaten ausspähe. Daraufhin will er angeordnet haben, das zu unterlassen. Doch weder habe er die Kanzlerin von diesem brisanten Sachverhalt in Kenntnis gesetzt, noch überprüft, ob seine Anweisung befolgt wurde - dies sei nicht seine Aufgabe gewesen.
So schilderte er selbst erst vor wenigen Tagen vor dem NSA-Ausschuss des Bundestages seine letzten Tage in der Politik. Der Auftritt war eine letzte Erinnerung an den »alten« Pofalla - an einen Mann, der seinen Aufstieg aus einfachen Verhältnissen seiner Loyalität und seinen Nehmerqualitäten verdankte, an einen klassischen Blitzableiter.
Kurz nach dieser Episode änderte sich der Lebensweg des 1959 bei Kleve geborenen Juristen und CDU-Politikers in einer lukrativen Richtung: Er wechselte in die Führung des staatseigenen Bahnkonzerns. Vollzogen wurde das - auch nach öffentlicher Kritik - nicht ganz nahtlos, sondern mit einem Jahr Abstand. Doch seither gilt Pofalla im Bahnvorstand als starker Mann: Im Sommer 2015 wurde er Vorstand für »Wirtschaft, Recht und Regulierung«, bald schon galt er als Kronprinz von Bahnchef Rüdiger Grube.
Als im Sommer 2016 Gerüchte aufkamen, dass dessen Stern zu sinken beginne, galt Pofalla als »Bahnflüsterer« im Kanzleramt als Grubes Job-Garant. Der Ex-CDU-Politiker habe dafür gesorgt, dass Grube noch ein paar Jahre weitermachen könne, im Gegenzug sei er zum Jahreswechsel zusätzlich mit dem Infrastrukturressort betraut und so zu einem Supervorstand erhoben worden, glaubten Bahnexperten noch kürzlich. Nun ist der Alte plötzlich doch schon weg und Pofalla greift offenbar nach dem Chefsessel. Der Blitzableiter will ans Steuer.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erklärt nun zwar, man gehe »auf die Suche« und es gebe »keinen Grund, im Vorfeld schon irgendwelche Namen ins Gespräch zu bringen«. SPD-Fraktionsvize Sören Bartol sieht »niemanden, der sich sofort aufdrängt«.
Ronald Pofalla wird das anders sehen und seine Hebel in Bewegung setzen. Entschieden wird die Personalie Bahnchef letztlich im Bundeskanzleramt. Und dort hat der stets zur Kanzlerin loyale Ex-Generalsekretär seiner Partei mit Sicherheit einen Stein im Brett - siehe oben.
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