Weniger Neonazi-Aufmärsche: Kein Grund zur Entwarnung
Martin Kröger zum Rückgang der rechten Veranstaltungen in Berlin
Auf den ersten Blick ist der zahlenmäßige Rückgang der rechten Veranstaltungen in Berlin eine feine Sache. Deutlich verbessert hat sich die Situation beispielsweise in Marzahn-Hellersdorf: Seit 2014 hatten Rechtsextremisten und ihre Unterstützer häufig vor örtlichen Unterkünften für Geflüchtete protestiert. Für die Bewohner der Heime waren die Aufmärsche mit Spießrutenläufen und konkreten Bedrohungen verknüpft. Dass den unorganisierten Rechten der Atem ausging, kann aus dieser Sicht nur also nur begrüßt werden.
Einen Grund zur Entwarnung gibt es dennoch nicht. Denn auch wenn die öffentlichen Auftritte nachgelassen haben, sind die Rechten nicht weg. Einige wie die AfD – die 2015 noch recht aktiv auf der Straße war – hat zurzeit offenbar genug damit zu tun, die parlamentarischen Aktivitäten zu organisieren. Andere, wie die Rechtsextremen von der NPD, werden zwar ebenfalls immer bedeutungsloser, ein harter Kern macht aber unverdrossen weiter.
Dasselbe trifft auf das Umfeld des früheren »Nationalen Widerstands Berlin« zu. Die gewaltbereiten Rechtsextremisten aus diesem Zirkel, die seinerzeit sogenannte Feindeslisten publizierten, treten zwar in Berlin nicht mehr so offen auf. Andernorts bei großen Neonazi-Veranstaltungen in anderen Bundesländern sind die bekannten Gesichter aber weiter zu sehen.
Wie hoch die Gefahr von Rechts weiter einzuschätzen ist, zeigt auch die aktuelle Anschlagsserie in Neukölln, die immer noch nicht aufgeklärt ist.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.