Runter von der Intensivstation
Simon Poelchau über die Verluste bei der Deutschen Bank
»Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen«, diesen Spruch hat sich Deutsche-Bank-Chef John Cryan vielleicht heimlich mehrfach bei der Vorstellung der Zahlen fürs vergangene Jahr vorgesagt. Verständlich wäre es. Denn der bescheidene Brite muss noch immer den Scherbenhaufen aufräumen, den ihm seine Vorgänger und Vorvorgänger wie Anshu Jain, Jürgen Fitschen und Josef Ackermann überlassen haben. Und auch 2016 war die Lage offenbar noch so ernst, dass ernsthaft spekuliert wurde, ob Deutschlands größtes Geldhaus nicht bald zu einem Rettungsfall werden könnte. Was dem Ruf des Hauses und der ganzen Branche besonders geschadet hat: Die Bank schien vergangenes Jahr nicht etwa an den Rande des Ruins gekommen zu sein, weil sie sich schlicht verzockt hatte - vielmehr setzten ihr die vielen Prozesse in den USA und anderswo zu. Das Institut schien eher eine kriminelle Vereinigung als ein ehrwürdiges Kreditinstitut zu sein.
Nun sind die größten juristischen Probleme offenbar gelöst, die Deutsche Bank ist von der Intensivstation runter. Doch für Entwarnung ist es noch zu früh - oder schon wieder zu spät. Denn Cryan steht bereits seit anderthalb Jahren an der Spitze des Hauses. Manch einer munkelt, ihm fehle eine Strategie. Das Geldhaus bleibt vorerst wohl eine Krisenbank.
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