Publikumsstar American Football
Gerede statt Werbung: Mehr Fans im deutschen TV
Auch in einer Nische kann ein Fernsehsender erfolgreich sein. Vom großen Fußball hat sich die ProSiebenSat.1-Gruppe schon lange verabschiedet, aber beim American Football ist mit dem kleinen Spartensender ProSiebenMaxx eine bemerkenswerte Erfolgsstory gelungen. Immer häufiger wechselt der Lieblingssport der US-Amerikaner inzwischen sogar auch ins Hauptprogramm zu Sat.1 - so wie natürlich am Sonntag beim Super Bowl, dem großen NFL-Saisonfinale zwischen den New England Patriots und den Atlanta Falcons in Houston.
»Dieses Mal glauben wir, dass wir die Zwei-Millionen-Marke knacken werden«, sagt 7Sports-Geschäftsführer Zeljko Karajica über die Quotenerwartung. Vor einem Jahr, beim Spiel der Denver Broncos gegen Carolina Panthers, lag die Zuschauerzahl bei 1,81 Millionen. Seit 2012, als Sat.1 die ARD beim Super Bowl ablöste, ist das eine Verdoppelung. Von einem solchem Wachstum träumen TV-Manager.
Besonders erstaunlich ist allerdings der Erfolg bei ProSiebenMaxx. »Wir haben vor zwei Jahren in einem kleinen Sender in der Primetime begonnen«, erklärt Karajica. »Das hat sich hervorragend entwickelt.« Mit einem kuriosen Sendekonzept und kauzigen Experten wie Christoph »Icke« Dommisch und Patrick Esume erreicht der Nischensender eine wachsende Zahl von deutschen Fans.
Das Beiprogramm ist bei den Footballsendungen mindestens so wichtig wie der Sport selbst. »Bei drei Stunden in den USA sind wohl 60 Minuten Werbung«, erklärt Karajica. »Soviel Werbung dürfen wir nicht und wollen wir nicht zeigen.« In Deutschland sind maximal zwölf Minuten pro Stunde erlaubt. Die verbleibende Zeit füllt der Sender vor allem mit Gerede. Die Fans scheinen das zu lieben. ProSiebenMaxx hat im Jahresschnitt gerade mal einen Marktanteil von 0,6 Prozent. Wenn Football läuft, ist er mehr als doppelt so hoch. Und bei den jungen Männern, die der Nischensender erreichen will, war der Wert bei den 42 Spielen im Schnitt in dieser Saison fast neun Mal so hoch.
Football funktioniere »nicht nur auf einem kleinen Sender«, glaubt der Geschäftsführer. Er will daher noch mehr »Events zu Sat.1 ziehen«. Sieben NFL-Spiele hat der Hauptsender der ProSiebenSat.1-Gruppe in dieser Saison gezeigt und »relevante Quotengrößen« erreicht, wie es der TV-Manager nennt. Zudem wird auf vier Internetplattformen gestreamt. Dass es so gut funktioniere, »hat wahrscheinlich keiner geglaubt«, sagt der bei ProSiebenSat.1 für Sport zuständige Manager. »Leider können wir insgesamt nur vier Monate im Jahr übertragen.« Andererseits kann die Gruppe den Erfolg gut gebrauchen. Denn andere Experimente floppten.
Dass der Erfolg mit dem American-Football-Konzept beileibe keine Selbstverständlichkeit ist, zeigen vor allem die schwachen Zahlen beim Basketball. »Nicht aus jeder Zutat wird dasselbe Gericht«, sagt Karajica. Die Basketballübertragungen auf ProSiebenMaxx erreichten bisher einen Durchschnitt von gerade einmal 50 000 Zuschauern und einem Marktanteil von 0,2 Prozent. »Das ist nicht der Erfolg, den wir uns erhofft haben«, gibt er zu. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.