Gleiches Geld, gleiche Angebote? Nicht überall

Wechselkurse und Urlaub

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Jetzt ist die Zeit, in der man gern den nächsten Urlaub plant: Draußen stürmt es - wie wäre es mit der gemütlichen Planung einer Reise an die Sonnenstrände der Türkei? Spätestens seit dem Terroranschlag im Januar vor einem Jahr, als sich ein Selbstmordattentäter nahe einer deutschen Reisegruppe in die Luft sprengte, ist die Türkei zwar nicht mehr der Aufsteiger unter den Reisezielen. Anderseits aber wird es für deutsche Touristen am Mittelmeer immer preiswerter. Eine Folge des Kursverfalls der türkischen Lira.

Obwohl der Euro selbst kriselt und an Wert gegenüber dem Dollar verliert, wurde am Montag der Wechselkurs 1 Euro gleich 3,9681 Türkische Lira (TRY) angegeben. Vor einem Jahr waren es nur 3,2 Lira. Was an den sich eintrübenden Konjunkturdaten in der Türkei liegt.

Gleichzeitig setzt sich damit ein Trend beim Wechselkurs fort, der seit Jahren zu beobachten ist: Der Euro gewinnt gegenüber der Lira an Wert! Vor Ort können Sie also für ihre Euro immer mehr einkaufen, Hotels werden billiger und der alkoholfreie Cocktail im Restaurant kostet so wenig wie daheim ein Bier im Berliner Supermarkt.

Militärdiktatur in Kairo erlaubt Billig-Urlaub

Zum Billig-Reiseland für Eurozahler wird auch das wirtschaftlich angeschlagene Ägypten. Im November gab die Regierung des Militärdiktators Abdel Fattah al-Sisi den Wechselkurs frei. Bis dahin war das ägyptische Pfund an den Dollar gekoppelt. Ungünstiger sind die Verhältnisse, wenn Sie in den Dollarraum fliegen. Seit Monaten verliert dort der Euro. Ein Trend, der sich nach den ersten hundert Tagen des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump im Amt wieder drehen könnte.

Sollten Sie also noch warten mit der Urlaubsplanung und gegebenenfalls mit dem Geldumtausch? Jein. Niemand kann bekanntlich in die Zukunft schauen. Möglichweise sind die Bedingungen in einigen Wochen oder Monaten für ihre US-Reise günstiger. Vielleicht aber auch nicht.

Wichtiger für die Urlaubsplanung als der schwankende Wechselkurs, weil nachhaltiger, sind die Preisrelationen. Nicht in jedem Land kriegen Sie gleich viel - oder gleich wenig - für ihr Geld. Das gilt selbst innerhalb der Eurozone, in der Wechselkurse für deutsche Touristen ja gar keine Rolle spielen.

In welchem Land kann ich preiswert Urlaub machen?

Im europäischen Vergleich besteht ein beträchtliches West-Ost-Gefälle bei den Lebenshaltungskosten, also den Preisen für den Konsum im Urlaub. Sowohl Touristen als auch Geschäftsreisende können zudem davon ausgehen, dass sich das Preisniveau der Hotels und Gaststätten in ihrem Zielland eng an den allgemeinen Lebenshaltungskosten orientiert.

Mit einem Indexwert von 158,5 ist die Schweiz das teuerste Land. Das bedeutet: Wer in die Schweiz reist, muss für vergleichbare Waren und Dienstleistungen fast 60 Prozent mehr zahlen als im »Basisland« Deutschland (100). Auch in den nordischen Ländern, in Irland (121,4) und Luxemburg (119,2) sind die Preise deutlich höher als hierzulande. Selbst andere große Volkswirtschaften wie die USA (109,4), Japan (117,8) und Frankreich (105,1) sind ziemlich teuer für deutsche Urlauber.

Dagegen gibt es die niedrigsten Urlaubskosten in Mazedonien (45,3), gefolgt von Bulgarien (46,1), Albanien (48,2) und Serbien (48,5). In diesen Ländern ist der in Deutschland verdiente Euro mehr als doppelt so viel wert wie hierzulande.

Reisende treffen auf manches, das aus deutscher Sicht kurios anmutet. So gehört Montenegro nicht zur Eurozone, hat aber auch keine eigene Währung! Die Folge: Im Alltag wird der Euro verwendet.

Richtig teuer kann es beim Alkohol werden. Eine Halbliterdose Bier kostet in Island über 2,50 Euro. In Irland beeindruckt, dass man mehr als 10 Euro für eine Schachtel Zigaretten bezahlen muss. Bis vor Kurzem gehörte auch das Vereinigte Königreich in die Gruppe der teuren Länder. Der geplante »Brexit« hat jedoch zu einem Wertverlust des Pfundes in Relation zum Euro geführt. Dadurch ist Großbritannien aus deutscher Sicht günstiger geworden.

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat die Preisniveaus für Lebenshaltungskosten, Hotels und Restaurants, einzelne Dienstleistungen, alkoholische Getränke und Tabakprodukte in 39 Ländern berechnet. Ausführlichen Tabellen finden Sie im Internet als »Special Feature« im WSI-Verteilungsmonitor (www. boeckler.de/wsi_106250.htm).

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