Dialog statt Bauernregeln
Bundesumweltministerium zieht umstrittene Kampagne zurück
»Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein« oder »Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm« - mit solchen »spielerisch-humorvollen ›Bauernregeln‹« nimmt das Bundesumweltministerium Probleme der Landwirtschaft aufs Korn. Die Plakatkampagne erreichte ihren Zweck: Aufmerksamkeit erregen. Allerdings anders, als Ministerin Barbara Hendricks (SPD) es sich vermutlich gewünscht hatte. Die Bauernverbände liefen Sturm, Landwirtschaftsminister verschiedener Bundesländer kritisierten die 1,6 Millionen Euro teure Aktion teils heftig, Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) forderte Hendricks auf, sich bei den Landwirten zu entschuldigen.
Der Gegenwind war dann doch zu viel, Hendricks gab am späten Donnerstagnachmittag bekannt, es würden keine neuen Plakate gedruckt. Sie entschuldigte sich auch bei den Bauern. In der »Rheinischen Post« sagte sie am Freitag, einige Menschen hätten sich durch die Kampagne persönlich angegriffen und in ihrer Berufsehre verletzt gefühlt, »das tut mir leid«. In Zukunft wolle sie mit Bauern und Verbrauchern einen »Dialog« zu Missständen im Agrarsektor führen. »Kernanliegen« des Ministeriums sei die Frage, wie Landwirtschaft und Naturschutz versöhnt werden könnten. Für den »Dialog« soll eine Website (bmub.bund.de/dialog-landwirtschaft) online gehen. Nach Angaben eines Ministeriumssprechers sind Debatten in sozialen Medien und bei Veranstaltungen geplant.
Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) lud Hendricks umgehend ein, das ostdeutsche Bundesland zu besuchen und sich mit Landwirten und Umweltschützern an einen Tisch zu setzen. Sie könne so erfahren, was die Landwirte für den Umweltschutz leisteten »und wo es warum hakt«, sagte er. Er sei enttäuscht, dass die Ministeriumskampagne an Gremien und Fachpolitikern in der SPD vorbei erdacht und umgesetzt worden sei. Die Kosten hätte er lieber eingesetzt, um etwa Schülern die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz näherzubringen.
Zuvor hatte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter Hendricks Rückendeckung gegeben. »Es ist ein absurdes Theater, das vor allem von Union und Bauernverband gespielt wird«, sagte er der »Rheinischen Post«. Die Kampagne lege den Finger in die Wunde. Mit Agenturen
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.