Erdgas, komm raus!
Ab Sonnabend darf wieder »gefrackt« werden - nach recht strengen Regeln
Berlin. In den USA werden in ganz großem Stil Erdöl und Erdgas mittels des Fracking-Verfahrens gefördert. Dies hat den globalen Energiemarkt durcheinandergewirbelt, in den USA ist die Branche längst in vielen Gegenden zum zentralen Wirtschaftsfaktor mutiert und im Gegenzug protestieren immer mehr Anwohner, Umweltschützer und Indianerstämme gegen die damit verbundenen Risiken. In Deutschland werden bisher nur klitzekleine Mengen Erdgas mit dieser Fördertechnologie tief aus dem Boden geholt, doch umstritten ist sie nicht minder als in den Vereinigten Staaten: Das zum Aufbrechen des Gesteins verwendete Wasser-Sand-Chemikalien-Gemisch ist hochgiftig, die CO2-Bilanz miserabel, es werden gewaltige Mengen Wasser verschwendet und immer wieder taucht der Verdacht auf, dass die unterirdischen Manipulationen Erdbeben verursachen können.
Wegen des wachsenden Widerstands, der von ganzen Wirtschaftsbranchen wie den Bierbrauern und den Wasserversorgern mitgetragen wurde, sah sich schon die frühere schwarz-gelbe Bundesregierung genötigt, an einem Gesetzentwurf zu basteln, der den genauen Einsatz der Fracking-Technologie in Deutschland regulieren sollte. Erst folgte ein mehrjähriges Tauziehen zwischen Parteien, Regionalvertretern, Lobbygruppen und Umweltschützern, bis Ende 2016 ein Gesetz endgültig verabschiedet wurde, das viele als tragfähigen Kompromiss ansehen. An diesem Sonnabend treten die neuen Regeln in Kraft: Demnach dürfen unkonventionelle Gasvorkommen, zumindest bis zum Ende mehrjähriger Erprobungen, nicht mehr angezapft werden, konventionelle nur nach Umweltverträglichkeitsprüfung. Der Stadtwerkeverband VKU »freut sich« über die »Fracking-Restriktionen im Wasserhaushaltsgesetz«, viele Umweltschützer hätten sich hingegen ein Verbot gewünscht. KSte Seite 8
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