Partygirl des Feminismus

Die Serie »Z: The Beginning of Everything« inszeniert den Lebensweg der Zelda Fitzgerald

  • Christian Baron
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Liebe zwischen F. Scott und Zelda Fitzgerald ist noch sehr jung, als beide in klassischer Manier erst ein Herz und dann ihre Initialen ins Holz einer Veranda ritzen. Natürlich übernimmt der Mann die kitschige Pflicht. Zelda fällt dabei sofort etwas auf, dessen symbolische Bedeutung die Beziehung der beiden auf Jahre hinaus prägen wird: Das »S« ist deutlich größer als das »Z«. Hier kündigt er sich bereits an, der Konflikt um sein geschlechtstypisches Riesen-Ego und ihr unzeitgemäßes Selbstbewusstsein. Es ist das große Spannungsverhältnis, das die Serie »Z: The Beginning of Everything« bereits in einer der ersten Folgen herausarbeitet und bis zum Ende der kürzlich erschienenen ersten Staffel auf einen vorläufigen Höhepunkt zutreibt.

Alles beginnt im Juli 1918. Die 18-jährige Staatsanwaltstochter Zelda Sayre (Christina Ricci) lernt bei einem Tanzabend den in ihrer Heimatstadt Montgomery (Alabama) stationierten US-Soldaten F. Scott Fitzgerald (Gavin Stenhouse) kennen, der aus weit bescheidenerem Elternhaus stammt. Seine literarischen Ambitionen sind bereits jetzt erkennbar und ein wichtiger Grund, warum sich Zelda zu dem künstlerisch hochbegabten Mann hingezogen fühlt. Sie will raus aus der Enge des bürgerlichen Lebens und der Bevormundung durch den piefigen Vater. Sie sehnt sich nach den Lichtern der Großstadt. Und diesen Glanz, so glaubt sie, kann ihr dieser sich für einen der kommenden Großschriftsteller haltende Charmeur bieten. Als Scott für seinen ersten Roman »Diesseits vom Paradies« nach quälend langer Arbeit und zigfacher Ablehnung endlich einen renommierten Verlag findet und groß triumphiert, heiraten die beiden und stürzen sich gleich ins wilde Partyleben des Jazzage.

Wer bisher nichts davon weiß, wie tragisch die Leben dieser beiden schillernden Figuren der »Roaring Twenties« enden sollten (er 1940, sie 1948) , dem schwant trotzdem ständig, dass diese Geschichte nicht gut ausgehen kann. Regisseur Tim Blake Nelson hat mit den Drehbuchschreibern Dawn Prestwich und Nicole Yorkin in den bisher verfügbaren Episoden immer wieder Suspense in die Szenen eingebaut. Wenn Scott sich im Haus am Stadtrand zum Schreiben zurückzieht und seine hartnäckigen Schreibblockaden immer wieder durch flehende (und auffallend oft erfolgreiche) Blicke in Zeldas Notizbücher zu überwinden trachtet, dann deuten die Trinkgelage der zur Hausfrau degradierten Feministin nur an, was sich da an Groll in ihr anstauen muss.

Die Serie stellt ganz bewusst die bisher allzu oft auf ihre spätere psychische Erkrankung reduzierte Zelda in den Mittelpunkt und lässt das unbestreitbare Genie Scott dahinter fast erblassen. Christina Ricci spielt Zelda bis in den trotzigen Südstaatenakzent hinein dermaßen brillant, dass sie nur ein minimales mimisches Repertoire braucht, um immer wieder das sich ankündigende Unheil heraufzubeschwören.

Ursprünglich hatte sich Ricci, auf deren Idee die Serie zurückgeht, die Verfilmung von Zeldas Lebensgeschichte als Dreiteiler vorgestellt. Dann kam Amazon als Partner hinzu, der sich ein Serienformat wünschte. Die erste Staffel umfasst nun zehn Folgen von jeweils knapp 30 Minuten Dauer. Bislang wird jede Einzelne dieser spannenden Persönlichkeit gerecht und ist darum sehenswert. Ob das so bleibt, das hängt neben der Hauptdarstellerin Ricci vor allem an der Frage, ob die Drehbuchautoren über diese kaum mehr denn als Ouvertüre zu betrachtende Einleitung hinaus eine Dramaturgie für das wilde Leben der Fitzgeralds finden.

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