Vauxhall steht vor unsicherer Zukunft
Der Opel-Verkauf an die französische PSA und der Brexit könnten dem englischen Autobauer das Aus bescheren
Die Nachricht erreichte Großbritannien unerwartet: Mitte dieses Monats bestätigten die Automobilkonzerne General Motors (GM) und PSA Peugeot Citroën, dass sie sich in Gesprächen über den Verkauf von GMs Europageschäft befinden. Damit könnte der französische Konzern womöglich bald Opel übernehmen - und im Anhang auch Vauxhall. Opels britisches Anhängsel könnte dabei unter die Räder kommen.
Es ist nicht das erste Mal, dass General Motors versucht, Opel loszuwerden. 2009, als der Konzern wegen der globalen Finanzkrise ums Überleben kämpfte, führte GM Verkaufsgespräche mit dem Zulieferer Magna und mit Fiat, letztlich ergebnislos. Opel/Vauxhall ist schon lange ein Problem für General Motors: Seit dem Jahr 2000 hat die Tochter des US-Konzerns mehr als 15 Milliarden Dollar Verluste eingefahren.
Vauxhall ist im GM-Konzern ein Sonderfall. Die Traditionsfirma wurde bereits im Jahr 1857 gegründet - also sogar noch früher als Opel - und stellt seit 1903 Autos her. General Motors kaufte das Unternehmen 1925, vier Jahre später kam Opel zu dem US-Konzern hinzu. Ab den 1960er-Jahren glich GM die Modelle beider Unternehmen immer stärker einander an. Seit den 1980er Jahren sind Vauxhall-Fahrzeuge nicht viel mehr als Opel mit anderer Plakette.
Daher ist nun die Sorge darüber groß, was aus den verbliebenen Werken in England wird, sollte GMs Europageschäft tatsächlich an den PSA- Konzern fallen, der zu 13,7 Prozent dem französischen Staat gehört. Vauxhall beschäftigt 4500 Arbeiter an den Standorten Luton bei London und Ellesmere Port bei Liverpool. Tausende weitere Arbeitsplätze in Zulieferbetrieben hängen von Vauxhall ab. Opel beschäftigt insgesamt in Europa derzeit 35 600 Menschen, rund die Hälfte davon in Deutschland. Die Regierung in Berlin setzt sich bereits für diese Arbeitsplätze ein.
»Wir müssen betonen, falls es neue Eigentümer geben sollte, dass wir hier in Großbritannien sehr effiziente Operationen haben«, sagte der Labour-Politiker Justin Madders, der als Abgeordneter für Ellesmere Port und Neston im Unterhaus in London sitzt. Er fügte hinzu, dass er sich im Zuge der Brexit-Verhandlungen Garantien für Vauxhall wünschen würde.
Hier liegt womöglich das Hauptproblem für den britischen GM-Ableger. Denn die dortige Regierung hat zuletzt eine konfrontative Haltung gegenüber der Europäischen Union eingenommen. Die konservative Premierministerin Theresa May möchte das Land aus dem Europäischen Binnenmarkt und aus der Zollunion führen, erhofft sich aber Abkommen, die der britischen Wirtschaft einen vergleichbaren Zugang zum EU-Markt bieten sollen. Wie wahrscheinlich eine solche Einigung ist, wird sich zeigen müssen. Es wäre gut vorstellbar, dass PSA das Risiko zu hoch sein könnte, einen Teil seines Opel-Geschäfts eines Tages hinter Zollschranken wiederzufinden - zumal bei einem Unternehmen, das derzeit ohnehin rote Zahlen schreibt. Der französische Konzern könnte sich daher dagegen entscheiden, Vauxhall weiterzuführen.
Das ruft die Gewerkschaften auf den Plan. Len McCluskey, der Chef der größten Gewerkschaft des Landes, Unite, warnte, er werde keine Entlassungen »zulassen«. »Es kann nicht angehen, dass die Zukunft von Arbeitsplätzen von Automobilarbeitern in Großbritannien in den Händen der französischen Regierung liegt«, sagte McCluskey. Er verlangte von der britischen Regierung, Vauxhall ähnliche Versicherungen für die Zeit nach dem Brexit zu geben wie vor wenigen Wochen Nissan. Der japanische Konzern beschäftigt in Großbritannien 6700 Menschen. Was May Nissan genau versprochen hat, ist allerdings nicht bekannt.
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