Ruf in Brüssel: »Lasst sie uns herbringen«
Europäische Bürger fordern Flüchtlingsumverteilung
Brüssel. Europäische Bürger haben in Brüssel angeboten, die von der EU beschlossene Umverteilung von Flüchtlingen aus Griechenland mit ihren eigenen Autos teilweise selbst zu übernehmen. Unter dem Motto »Lasst sie uns herbringen« demonstrierten am Montag nach Schätzungen mehrere Hundert Menschen in Sichtweite der EU-Ratsgebäude. Viele fuhren in Autos umher und zeigten symbolische Nummernschilder, um ihre Bereitschaft zur Beförderung von Flüchtlingen zu demonstrieren. Organisator der Aktion war die gleichnamige Initiative aus den Niederlanden, unterstützt wurde sie neben anderen von Amnesty International und dem Flüchtlingswerk der Niederlande.
Wenn die EU nicht einlenke, sollten Anfang April Hunderte Autos aus ganz Europa bis nach Athen fahren, um Flüchtlinge in andere EU-Länder zu bringen, sagte Mitorganisatorin Katinka Simonse. Zuvor wolle die Initiative aber ein Gerichtsverfahren am Mittwoch in Den Haag abwarten. Über den Prozess wolle die Initiative zumindest den niederländischen Staat zwingen, seine Verpflichtungen im Rahmen der Flüchtlingspolitik einzuhalten, sagte die Aktivistin.
»Lasst sie uns herbringen« beruft sich auf den Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei und die schon zuvor beschlossene Umverteilung von Flüchtlingen in Europa. Im September 2015 hatten die EU-Regierungen die Umverteilung von bis zu 160 000 Migranten aus Griechenland und Italien entschieden. Bis vergangene Woche waren von ihnen nach EU-Angaben erst 13 546 in andere Länder gebracht worden.
Die Hilfsorganisation CARE forderte unterdessen die Europäische Union auf, legale und sichere Wege zur Beantragung von Asyl entlang der Balkanroute zu schaffen und Bleibeperspektiven zu verbessern. Ein Jahr nach Schließung der Balkanroute seien die Rechte von Flüchtlingen und Migranten weiterhin gefährdet.
»Ungarn lässt am Tag nur etwa fünf Menschen ins Land. Insgesamt harren allein in Serbien 7700 Menschen aus. Für die Menschen ist die legale Überquerung der Grenzen wie ein Lotteriespiel. Das spielt den Schmugglern in die Hände«, erklärte Sumka Bucan, CARE-Regionaldirektor für den Balkan. Seit der Schließung der Balkanroute im März 2016 hängen Tausende buchstäblich in der Warteschleife, leben in überfüllten Flüchtlingscamps oder informellen Siedlungen. Agenturen/nd
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