Mehr, aber nicht immer vereint
Antifeminismus gibt Frauenkampftag Aufwind / Erstmals finden zwei Demos zeitgleich statt
Dunkle Wolken brauen sich zu einem Gewitter zusammen, Blitze zucken durch den Himmel. Worte schießen aus der Luft wie Gewehrsalven: Make. Feminism. A. Threat. Again. Feminismus als Kampfansage - so heißt es auf der Internetseite, die zum linksradikalen Blog der Frauenkampftags-Demo aufruft, »Feminismus ist Widerstand« lautet das Motto der Demo selbst, das von einem breiten Bündnis getragen wird.
Sprecherin Katrin Wagner sagt: »Widerstand zu leisten bedeutet, sich gegen die immer stärker werdenden rechten und vor allem antifeministischen Bewegungen zu stellen.« Das Bündnis Frauen*kampftag gibt es seit 2014. Es ist breit aufgestellt, neben LINKEN, Grünen und der Gewerkschaft GEW demonstrieren hier Linksradikale und die »Democrats Abroad«, die sich als Reaktion auf Donald Trumps Wahlsieg formiert haben. Wagner begrüßt die neuen Bündnispartner: »Konservative haben auch kein Problem damit, Bündnisse zu bilden, um die Errungenschaften der Frauenbewegung der vergangenen hundert Jahre rückgängig zu machen.«
Doch das Bündnis hat auch Partner verloren. Denn etwas ist anders in diesem Jahr: Es gibt zwei zentrale Demonstrationen, nicht eine. Schon 2016 waren die »Women in Exile«, die die Demonstration am Frauenkampftag zu Beginn sogar anführten, zu einem anderen Bündnis gewechselt. Bei der »internationalistischen Frauen*kampf-Demo« marschieren Frauen unter sich, hauptsächlich solche, die sich als Schwarze oder People of Colour verstehen, auch Kurdinnen sind hier stark vertreten. Bereits vergangenes Jahr demonstrierten sie am 8. März, das breite Bündnis rief zum Protest am Wochenende zuvor auf. Nun also am gleichen Tag.
»Ich finde das unglaublich schade«, sagt Wagner. »Ich kann es aber auch in Teilen verstehen, dass es Angst vor weißer Dominanz gibt.« Immerhin gebe es eine gemeinsame Abschlusskundgebung um 18 Uhr am Oranienplatz. »Es wäre schön, wenn wir nächstes Jahr wieder eine gemeinsame Demo machen«, sagt Wagner.
Doch es gibt noch mehr Aktionen an diesem Tag. Bereits um 10 Uhr lädt Anja Kofbinger zum Shakespeareplatz gegenüber der Deutschen Oper. Die frauenpolitische Sprecherin der Grünen will dem Dichterdenkmal einen »Pussyhat« überzuziehen. Die rosa Wollmütze in Form einer Vagina, auch eine Referenz auf Trump, sei »mittlerweile ein weltweit eingeführtes Zeichen gegen diejenigen, die feministische Errungenschaften zurückdrängen wollen.« Doch auch in Berlin spüre sie den Antifeminismus: »Ich sehe das ja jetzt Tag für Tag bei der AfD im Abgeordnetenhaus. Das ist nicht schön.« Zusammen mit Lisa Paus, die aus Charlottenburg-Wilmersdorf in den Bundestag einziehen will, habe sie nach geeigneten Denkmälern gesucht. Shakespeare habe es zufällig getroffen, weil Konrad Adenauer »leider gerade eingerüstet ist.«
Gerade bereitet sich Kofbinger auf die aktuelle Stunde im Abgeordnetenhaus am Donnerstag vor. Dort will sie zusammen mit ihren Kolleginnen einen Antrag zur Finanzierung der Frauenhäuser vorstellen - es soll 30 Plätze mehr geben. »Wenn Sie mich fragen, dann bekommen wir ein neues Frauenhaus«, freut sich Kofbinger.
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