Kolumbien: Täglich 29 Vermisstenanzeigen

Laut Rotem Kreuz verbessert sich ein halbes Jahr nach dem Friedensabkommen mit der FARC die Menschenrechtslage, Gewalt bleibt aber allgegenwärtig

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Rio de Janeiro. Das Friedensabkommen mit der FARC-Guerilla bedeutet nach Ansicht des Roten Kreuzes noch kein Ende der schweren Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien. Trotz einer deutlichen Verbesserung der humanitären Lage seit dem Waffenstillstand im August vergangenen Jahres habe es im Jahr 2016 mehr als 800 Fälle von Menschenrechtsverletzungen gegeben, schreibt das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in seinem am Donnerstag veröffentlichten Jahresberichts zur Lage in Kolumbien.

Rund 18.600 Kolumbianer waren demnach von den dokumentierten Gewalttaten betroffen. 40 Prozent der Morde, Folterungen, Vertreibungen und sexuellen Übergriffe betrafen Frauen und Minderjährige, hebt das IKRK hervor. Vor allem Vertreibungen und gewalttätige Übergriffe durch illegale, bewaffnete Gruppen seien für das hohe Maß an Gewalt verantwortlich.

Der Frieden mit der FARC »ist nicht ausreichend, um die Gewalt in Kolumbien zu beenden«, hält der Bericht fest. Die Schaffung eines friedlichen Landes erfordere den Einsatz aller Beteiligten und werde Jahrzehnte dauern, erklärte Christoph Harnisch, Leiter des IKRK in Kolumbien.

Laut dem IKRK-Bericht werden jeden Tag im Durchschnitt 29 Vermisstenfälle angezeigt. Bis heute gelten in Kolumbien 85.600 Menschen als vermisst.

Im Dezember unterschrieben die Regierung Kolumbiens und die linken Rebellen der FARC ein in fast vier Jahren ausgehandeltes Friedensabkommen. Anfang März begann die FARC, ihre Waffen unter UN-Aufsicht abzugeben. Mit der kleineren Guerillagruppe ELN hat die Regierung Anfang Februar formale Friedensverhandlungen aufgenommen.

Der Bürgerkrieg zwischen der Regierung, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Todesschwadronen hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Seither wurden etwa 340.000 Menschen getötet, mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden vertrieben. epd/nd

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