Ein Berliner mit besonderen Fähigkeiten

Moritz Wagner lebt seit zwei Jahren in den USA und will mit den Michigan Wolverines nun die Collegemeisterschaft im Basketball gewinnen

  • Florian Lütticke, Indianapolis
  • Lesedauer: 3 Min.

Stolz präsentierte Moritz Wagner das kleine Stück Nylon für die Kameras. Nach dem Regionaltitelgewinn seines Collegeteams der Michigan Wolverines im Mittleren Westen der USA schnitt auch das deutsche Talent als Zeichen des Sieges einen Teil des Netzes vom Basketballkorb ab. Nun geht es für den 19-Jährigen mit der University of Michigan zum landesweiten Finalturnier - das sogar die NBA in den Schatten stellt. »March Madness ist March Madness, weil es einfach verrückt ist«, schwärmt der Berliner vor dem Auftakt gegen die Oklahoma State Cowboys an diesem Freitag. »Alles ist möglich.«

Für drei Wochen stehen in der March Madness die Studenten statt der Superstars aus der Profiliga im Fokus der Fans. Selbst Barack Obama ließ es sich während seiner Amtszeit als US-Präsident nicht nehmen, alle Spiele im Turnier der besten 68 Teams zu tippen. Und auch Dirk Nowitzki dürfte die Auftritte von Wagner & Co. im Blick haben. »Ich werde von jetzt an Michigan und Moritz verfolgen«, sagte der Würzburger nach einem Treffen mit dem halb so alten Flügelspieler in dieser Saison. »Es gibt nicht so viele Deutsche in der Liga, und es bedeutet mir sehr viel, dass er sich am College entwickelt.«

Auch knapp einen Monat später erzählt Wagner noch begeistert von dem Gespräch mit Nowitzki in Auburn Hills, wo der Superstar mit seinen Dallas Mavericks bei den Detroit Pistons antrat. »Es war einzigartig, er ist schon ein echt cooler Typ. Er gibt dir überhaupt nicht das Gefühl, dass er der beste europäische Basketballer der Geschichte ist«, sagt der frühere Spieler von Alba Berlin, der seit zwei Jahren in den USA lebt. »Es war sehr angenehm und inspirierend.«

Schon in seinem Kinderzimmer hing ein Poster von Nowitzki, das nun auch am College noch einen Platz an der Wand hat. Wie der NBA-Champion von 2011 spielt Wagner als Power Forward, ist mit 2,11 Meter nur zwei Zentimeter kleiner und trifft auch aus der Distanz regelmäßig. In seinem zweiten Collegejahr stand der Sportmanagement-Student in bislang allen 35 Saisonspielen in der Starformation und ist zum drittbesten Scorer seiner Wolverines aufgestiegen - und in den Blick von NBA-Scouts gerückt. Der renommierte ESPN-Analyst Chad Ford rechnet Wagner bereits in diesem Jahr die Chance zu, in der ersten Runde der Talentewahl für die Profiliga gezogen zu werden. »Es gibt nicht viele Spieler mit dieser Größe und diesen Fähigkeiten im Draft«, schreibt Ford.

Noch schiebt Wagner Gedanken an das Profigeschäft beiseite. »Ich mache mir darüber keinen Kopf. Ich habe die Zeit meines Lebens hier, fliege in Privatflugzeugen durchs Land, spiele mit tollen Leuten in großen Arenen«, betont er. Bis zu 18 000 Menschen passen in die Halle im basketballverrückten Indianapolis, wo Wagner mit Michigan in die March Madness startet. Das große Ziel ist das Finale in Glendale Anfang April. »An einem Turnier nehme ich nie teil, um Zweiter zu werden«, sagt Wagner. »Auch wenn es absurd klingt, das war schon immer meine Einstellung.« dpa/nd

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