Schwaches Signal aus Berlin
Roland Etzel zu einer Äußerung des BND-Chefs über den Putsch in der Türkei
BND-Chef Kahl wird die Erkenntnis nicht erst gestern gekommen sein, dass die Gülen-Bewegung nicht für den Juli-Putsch in der Türkei verantwortlich ist. Für politische Beobachter, die nicht auf der Soldliste des türkischen Präsidenten Erdogan stehen, ist dies wahrlich keine Neuigkeit. Aber wenn ein hochrangiger deutscher Beamter dies den »Spiegel« gerade jetzt wissen lässt, soll man das wohl als politische Botschaft verstehen.
Berlin, so lautet das Signal, will nicht mehr jede noch so ungeschlachte Anschuldigung aus der großtürkischen Propagandaküche wortlos hinnehmen. Allerdings: Sehr viel schüchterner hätte der Bruch des Schweigegelübdes gegenüber dem andauernden Feldgeschrei Erdogans nicht ausfallen können. Um der Botschaft Kraft zu verleihen, dass gewisse Teile der Richtlinienkompetenz deutscher Politik entgegen öffentlicher Wahrnehmung doch noch nicht von Berlin nach Ankara abgängig sind, wäre die Stimme eines Regierungsmitglieds durchaus angebracht gewesen.
Zu spät ist es dafür nicht. Erdogan, der Wahlkämpfer in eigener Sache, sieht sein Referendum am 16. April noch nicht als gewonnen an. Was auch heißt: Die präsidentiellen Rüpeleien werden anhalten. Will sich Berlin weiter hinter dem nun wirklich nicht breiteren Rücken der Niederlande verstecken? Das ist doch ziemlich erbärmlich.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.