Wackelpartie unter der Spree

U 5-Tunnel fertig gebaut / BVG-Chefin nennt Bahnhof Museumsinsel «Kamikazevorhaben»

  • Felix von Rautenberg
  • Lesedauer: 3 Min.

Für Michael Müller (SPD) ist das ein Meilenstein eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte Berlins. Eine Bereicherung für unsere Verkehrsbetriebe, Berlinerinnen und Berliner«, sagt der Regierende Bürgermeister am Mittwoch. Bevor die Trennmauer der Tunnelanlagen zwischen der U 5 und der U 55 fällt, steht er mit Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) und der Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe Sigrid Nikutta über dem Gleisbett des U-Bahnhofs Brandenburger Tor. Nach zeitlichem Verzug soll bis Ende 2020 die U-Bahnlinie 5 von Hönow bis zum Hauptbahnhof fahren. »Dieser Lückenschluss zwischen Ost und West schafft eine wichtige Verbindung. Er steigert die Attraktivität der Innenstadt, für Unternehmen, Touristen und für die Menschen, die zur Arbeit fahren«, sagt Müller und betont, dass der neue Abschnitt der U 5 täglich rund 150 000 Menschen zwischen dem Marx-Engels-Forum und dem Brandenburger Tor transportieren wird. Die »neue U 5« soll rund 3500 Autofahrten einsparen.

Seit seinem Beginn wird das Bauprojekt durch die BVG-eigene »Projektrealisierungs GmbH U 5« (PRG U 5) betreut. Die Tunnel und U-Bahnhöfe werden von der Firma »Implenia« gebaut. Im vergangenen September wurde am Roten Rathaus Richtfest gefeiert, wo sich die erste der insgesamt drei neuen Stationen befindet. Neben dieser soll es weitere Stationen an der Museumsinsel und Unter den Linden geben. Passagiere könnten dort in die U 6 umsteigen.

Die neue Strecke ist 2,2 Kilometer lang. Dafür wurden von der Tunnelbaumaschine »Bärlinde« zwei Röhren von je 1,6 Kilometer gebohrt. Ein Tunnelmeter kostet rund 238 000 Euro.

»Die Spreeunterquerung am U-Bahnhof Museumsinsel wird schwierig. Wir als BVG, Tochter und Planungsunternehmen sind aber zuversichtlich, das hinzubekommen und in Time und Budget zu schaffen«, sagt die BVG-Chefin Nikutta.

Ursprünglich sollte die Strecke schon dieses Jahr betriebsbereit sein, dann 2019 und nun laut Ausschreibungsplanungen am 6. November 2020. Wegen eines Wassereintritts im Jahr 2014 sind inzwischen die letzten Zeitreserven für die Fertigstellung aufgebraucht. Die Projektleitung spricht von einem Verzug von momentan sechs Monaten - es ist wohl tatsächlich etwas mehr.

Besonders die kommenden Bauvorhaben an der Museumsinsel könnten das Projekt weiter gefährden. Nikutta nennt es ein »Kamikazevorhaben«, einen Bahnhof unter der Spree anzulegen. Die Tunnelröhren sind schon gebohrt, die sogenannte Stationsbox soll nun darum herum gebaut werden.

Zum Schutz erfolgt ihr Bau mit Hilfe eines eines riesigen Eispanzers. Die Tunnel müssen später abgebrochen und das Erdreich dazwischen bergmännisch abgetragen werden.

Werden die Bauarbeiten nicht bis 2020 fertiggestellt, droht dem Land eine Rückforderung von Bundesmitteln für das Projekt. Die bisherigen Kosten belaufen sich nach Schätzungen auf rund 525 Millionen Euro. Fast 100 Millionen Euro mehr als zunächst geplant. Gelingt der Bahnhofsbau an der Museumsinsel wider Erwarten reibungslos, fahren Ende des Jahres 2020 Züge von Hönow bis zum Hauptbahnhof.

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