Das Bier ist zu billig
Simon Poelchau wundert sich angesichts der Kneipenpreise, dass Kellnerinnen und Kellner meist nur mit Niedriglöhnen abgespeist werden
Wer ab und zu mal in der Hauptstadt ein Bierchen trinken geht, der muss feststellen, dass es mittlerweile nicht mehr ganz so billig ist. Doch wer jetzt über die steigenden Bierpreise jammern will, sollte vorsichtig sein. Hierzulande bekommen 70 Prozent der in Kneipen und Co. Angestellten lediglich Niedriglohn, wie die Bundesregierung jüngst zugab. Mit Friseuren und Reinigungskräften stehen Kellner damit am unteren Ende der Lohnskala. Und diese wird immer länger. In der Mineralölverarbeitung verdient man im Schnitt mittlerweile dreimal so viel wie hinter der Theke.
Ist dies gerecht? Sicherlich nicht. Zieht man die Kosten für Bildung und Qualifizierung ab, so bleibt ein gutes Sümmchen, das sich nicht rational mit dem unterschiedlichen gesellschaftlichen Nutzen der jeweiligen Branche erklären lässt. Beim Beispiel Gastro- versus Mineralölbranche ist dies vielleicht noch nicht ganz so offenkundig. Doch vergleicht man etwa den Lohn einer Krankenschwester mit dem eines Investmentbankers, dann wird der gesellschaftliche Widerspruch klar.
Insofern ist das Bier in Berlin vermutlich noch zu billig. Doch am schönsten wäre es natürlich, wenn man sich nicht über solche Preise aufregen müsste, weil alle genug für ein gutes Leben hätten.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.