Vergewaltiger freigesprochen: »Keinen Spaß empfunden«
Mexiko: Angeklagter hatte 17-Jährige sexuell missbraucht / Richterspruch sorgt erst für Empörung und dann zu einer Entlassung
São Paulo. Nach öffentlicher Empörung über einen Freispruch nach einer Vergewaltigung in Mexiko ist der Richter seines Amtes enthoben worden. Das gab das Aufsichtsgremium für Bundesrichter in Mexiko am Donnerstag (Ortszeit) laut lokalen Medien bekannt. Der Angeklagte habe die 17-Jährige zwar mit den Fingern an den Geschlechtsorganen berührt, aber »ohne sexuellen Vorsatz« gehandelt, hatte der Richter Anuar Gonzáles sein umstrittenes Urteil begründet. Deshalb könne der 21-Jährige des sexuellen Missbrauchs nicht für schuldig befunden werden. Der junge Mann habe »keinen Spaß« empfunden.
Dem Richter wurde angesichts seiner Entscheidung Voreingenommenheit vorgeworfen, weil der Angeklagte aus einer der einflussreichsten Familien im Bundesstaat Veracruz kommt. Die Jugendliche hatte den Fall 2015 angezeigt. Der Angeklagte war einer von vier Gewalttätern, die das Mädchen nach einer Silvesterparty in der Stadt Veracruz in ein Auto zwangen und dort sexuell berührten. Später sei sie in einem Haus vergewaltigt worden, hatte die damals 17-Jährige angezeigt. Der Angeklagte war nach Bekanntwerden des Vorfalls nach Spanien geflohen, wurde aber ausgeliefert.
Das Urteil werde jetzt von einem anderen Gericht überprüft, erklärte die Aufsichtsbehörde für Bundesrichter. Bis zum Abschluss der Überprüfung bleibe der Angeklagte in Haft. Zudem würden alle Fälle des Richters der vergangenen fünf Jahre auf ihre Rechtmäßigkeit untersucht. Der Vater des Mädchens sprach in mexikanischen Medien von einem abscheulichen Urteil. Das Nationale Mexikanische Fraueninstitut (Inmujeres) und die Staatsanwaltschaft kündigten umgehend nach dem Freispruch an, in Revision zu gehen.
Der Bundesstaat Veracruz gehört zu den gewalttätigsten in ganz Mexiko. Mehr als 1.000 Frauen gelten allein in Veracruz als vermisst. Staatlichen Institutionen wird Korruption vorgeworfen. epd/nd
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