Bauarbeiter hofft auf Präzendenzfall
Erst versuchten sie mit Worten, dann mit Transparenten und schließlich mit der Hilfe von Gewerkschaften, ihr Geld einzufordern: Rund 50 rumänische Bauarbeiter der Mall of Berlin, eines der größten Einkaufszentren Deutschlands am Potsdamer Platz in der Bundeshauptstadt, wurden im Jahr 2014 um ihren Lohn geprellt - und zwar bis heute. Sieben von ihnen gewannen in den Folgejahren zwar Gerichtsprozesse gegen die Subunternehmen, die auf der Baustelle tätig waren. Weil deren Chefs entweder Insolvenz anmeldeten oder nicht auffindbar sind, ist noch immer kein Geld an sie geflossen.
Einer der Arbeiter will sein Geld nun von der Auftraggeberin und Bauherrin, der Leipziger Platz GmbH & Co. KG, einfordern. Hinter ihr steckt die HGHI Holding des Investors Harald Huth. 5372 Euro stehen Ovidiu Mandrila laut Arbeitsgericht zu. Bei einem Gütetermin im Dezember 2016 konnte er sich nicht mit dem Investor einigen. Deshalb geht es am 3. Mai in die Hauptverhandlung.
Unterstützt wird Mandrila dabei von der Basisgewerkschaft FAU (Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union). »Wir gehen davon aus, dass wir einen Präzedenzfall schaffen«, sagt deren Sprecher Clemens Melzer dem »nd«. Tatsächlich haben bisher in keinem Fall ausländische Arbeiter einen Bauherren verklagt, weil sie nicht ihren vollen Lohn erhalten haben. Dabei ist das auf deutschen Baustellen »gängige Praxis«, sagt Melzer.
Seit zweieinhalb Jahren warten die Bauarbeiter nun schon auf ihren Lohn. Die FAU erwartet, dass sie noch länger werden warten müssen. Die Gewerkschaft ist zwar zuversichtlich, dass das Gericht dem Kläger im Mai Recht zusprechen wird. Gegen das Urteil ist eine Berufung der Gegenseite allerdings wahrscheinlich. Dann werden sich die darauf folgenden Gerichtsverhandlungen noch mindestens ein weiteres halbes Jahr strecken. Wenn die Klage letztlich gewonnen ist, könnten weitere Klagen folgen.
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