Von einem anderen Stern

Bei der Bahnrad-WM will Olympiasiegerin Kristina Vogel weitere Titel gewinnen

  • Thomas Juschus, Hongkong
  • Lesedauer: 3 Min.

Vor dem Abflug nach Hongkong führte Kristina Vogels Weg in das Nagelstudio. Dort ließ sich die 26-jährige Erfurterin ihre Glücksbringer lackieren: die sogenannten Spirit Fingers in Schwarz-Rot-Gold. »Die Nägel sehen ein bisschen aus wie eine brennende Flamme. Und ich will in Hongkong die Bahn brennen lassen«, sagte Vogel voller Selbstbewusstsein vor den an diesem Mittwoch beginnenden Weltmeisterschaften der Bahnradfahrer.

Zwei Mal Olympiagold und sieben Weltmeistertitel kann Vogel schon vorweisen. Doch das genügt der Thüringerin noch lange nicht. »Ich bin weiter durstig nach Siegen und habe einige Rechnungen offen«, sagte Vogel und ergänzte: »Auf der anderen Seite probiere ich, locker zu bleiben und mich nicht verrückt zu machen. Die Jahre bis Tokio 2020 werden noch sehr lang.«

Die Olympischen Sommerspiele sind wieder das Fernziel, in Japan will Vogel nach den Olympiasiegen im Teamsprint 2012 und im Sprint 2016 wieder um Gold fahren. In Hongkong hat die Grande Dame des Bahnradsports wieder drei Medaillenchancen. Gleich zum Auftakt winkt am Mittwoch zusammen mit Miriam Welte aus Kaiserslautern eine Medaille im Teamsprint - vielleicht sogar Gold wie von 2012 bis 2014 und beim ersten Olympiatriumph in London. Beim Weltcup im Februar in Cali präsentierte sich das Duo stark. Die 30-jährige Welte hat auf ihre alten Radsporttage nochmals zur Höchstform gefunden und glänzte mit persönlicher Bestzeit. »Mit dem Niveau können wir um den Titel fahren«, meinte Bundestrainer Detlef Uibel.

Auch im Sprint und Keirin gehen die Weltmeistertitel wohl nur über Kristina Vogel. »Momentan scheint Kristina vom anderen Stern und wird sicher nur schwer zu schlagen sein. Wichtig ist, dass der Druck auf ihren Schultern sie nicht übermannt und sie ihre Art, Radrennen zu bestreiten, voll entfalten kann«, sagte der viermalige Weltmeister Maximilian Levy aus Cottbus über seine schnelle Teamgefährtin. »Kristina ist trotz ihrer Erfolge weiterhin hoch motiviert und konzentriert«, sagte Uibel über seine Vorzeigeathletin.

Sorgen gab es im Vorfeld der WM um Doppelweltmeister Joachim Eilers aus Chemnitz. Beim Titelträger von London 2016 im Keirin und im 1000-Meter-Zeitfahren wurde zunächst Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert, jetzt geht er aber doch an den Start. »Mal sehen, wozu die kurze Vorbereitungszeit jetzt reicht«, sagte Uibel.

Kaum eine sichere Prognose ist auch zum deutschen Bahnradvierer möglich. Nach Platz fünf bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio verzichtete der Vierer auf alle Weltcups. »Unser Fokus sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Da wollen wir eine Medaille. Wir setzen auf einen langfristigen, ruhigen Aufbau. Eventuell gehen wir einen Schritt zurück, um dann zwei Schritte nach vorne zu machen«, erklärte Bundestrainer Sven Meyer.

Bis zum Sonntag fallen in Hongkong an den fünf WM-Tagen 20 Entscheidungen. Der Bund Deutscher Radfahrer ist mit Ausnahme des neu im Programm stehenden Madison für Frauen in 19 Wettbewerben qualifiziert. Im 21-köpfigen Aufgebot stehen mit den Erfurtern Pauline Grabosch und Marc Jurczyk, Franziska Brauße aus Öschelbrunn, der Biberacherin Laura Süßemilch und Jasper Frahm aus Buxtehude auch fünf Neulinge. dpa/nd

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