Geschmeidige Biegsamkeit
Gabriele Oertel amüsiert sich über Seehofers neuentdeckte Liebe zu Merkel
Gern wird der Vergleich mit dem Zirkus bemüht, wenn über Politik geurteilt wird. Nicht von ungefähr. Auch in der politischen Arena gibt es Zauberer, Artisten, Dompteure, Clowns. Und Schlangenmenschen wie Horst Seehofer. Die geschmeidige Biegsamkeit des CSU-Chefs hat inzwischen eine Meisterschaft erreicht, von der der nun 50 Jahre tote Konrad Adenauer, den bekanntlich sein Geschwätz von gestern nie interessierte, nur träumen konnte. Gute anderthalb Jahre ließ Seehofer keine Gelegenheit aus, um die Kanzlerin und Chefin der Schwesterpartei ob deren Flüchtlingspolitik zu belehren, zu demütigen und zu erpressen - stets namens der CSU-Basis. Seit Angela Merkel ihre vierte Kanzlerkandidatur ansteuert, gibt der Hüne aus Bayern ihren größten Fan und hat kein Problem damit, derlei Verrenkungen auch energisch von den Seinen zu verlangen.
Was die einen peinlich nennen, gilt andern als genial. Dabei ist es profaner. Nachdem CSU-Ehrenvorsitzender Theo Waigel angekündigt hatte, für Merkel eine Wählerinitiative zu gründen, bekam Seehofer erstmals ernstzunehmende Gegnerschaft in den eigenen Reihen. Und die kann er sich nicht leisten, weil er entgegen früheren Erwägungen doch gern im Politzirkus bleiben will. Also: Manege frei für seine nächste akrobatische Übung. Womöglich im Herbst 2017. Spätestens vor der Bayernwahl 2018.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.