Die untere Hälfte zahlt für den Konsum
Studie schätzt Steuerlast im Verhältnis zum Einkommen
»Starke Schultern tragen mehr als schwache«, so lautet zumindest im Grundsatz das Prinzip des hiesigen Steuersystems. Deshalb zahlt auch prozentual mehr Einkommenssteuer, wer mehr verdient. Und 4,2 Millionen Erwerbstätige zahlen derzeit den Spitzensteuersatz von 42 Prozent, wie das wirtschaftsnahe Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) in einer am Dienstag veröffentlichten Studie schätzt. Dabei sagt die Zahl jedoch nichts darüber aus, in welchem Maße das Einkommen von diesem Satz betroffen ist.
Für seine Studie simulierte das IW Köln die Abgaben- und Steuerlast auf Basis des sogenannten Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und der amtlichen Einkommens- und Verbrauchsstichprobe. Gleichzeitig gingen sie davon aus, dass die Steuerzahler meist etwas zum Absetzen haben. »Erst bei einem Bruttogehalt von 65 000 Euro zahlt man als Single in der Regel den Spitzensteuersatz«, schätzt Studienautor Tobias Hentze und sieht eine Differenz von 11 000 Euro Differenz zur offiziellen Grenze von rund 54 000 Euro für den Spitzensteuersatz.
»Die zehn Prozent der Haushalte mit den höchsten Einkommen zahlen fast die Hälfte des gesamten Aufkommens der Einkommensteuer«, so das IW Köln. Alles in allem tragen sie 37 Prozent des gesamten Steueraufkommens, während sie 27 Prozent des Einkommens auf sich vereinen. Denn das IW Köln hat nicht nur die Einkommenssteuer und die Sozialabgaben berücksichtigt, sondern auch die Mehrwertsteuer, also die wichtigste Konsumsteuer. So trägt die untere Hälfte der Gesellschaft zwar nur sieben Prozent zum Einkommensteueraufkommen bei. Dafür liegt ihr Anteil beim Mehrwertsteueraufkommen bei 38 Prozent. Doch anstatt diese etwa mit einer Absenkung der Mehrwertsteuer zu entlasten, plädiert das IW für ein »Absenken des progressiven Einkommensteuertarifs«.
Davon würden zum einen die unteren, zum anderen aber auch die oberen Einkommensgruppen profitieren. Ob man dafür im Gegenzug den Spitzensteuersatz anheben könnte, wie es indes die LINKE fordert, hält Studienautor Hentze indes für eine »politische Frage«. spo Kommentar Seite 4
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