Startup-Konzern Rocket Internet kämpft weiter mit Verlusten

Geschäftsführer Samwer will nun ins Frachtgeschäft einsteigen

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Hochgelobt wurde Oliver Samwer von deutschen Wirtschaftsmagazinen einst. Doch die anfängliche Euphorie über Samwer und sein Unternehmen Rocket Internet ist längst verflogen. Die Marktmacht von Rocket werde überschätzt, der Internetkonzern habe viel versprochen und wenig gehalten, für Anleger sei ein Investment bei Rocket ein Verlustgeschäft, heißt es. Am Dienstag hat Rocket Internet nun die Geschäftszahlen für 2016 vorgestellt. Sie zeigen, dass der Konzern insgesamt auch im vergangenen Jahr große Verluste gemacht hat, einzelne Start-ups aber mehr Umsatz machen.

741,5 Millionen Euro Verlust hat Rocket Internet 2016 unterm Strich zu verzeichnen, fast drei Mal so viel wie noch 2015. Vor allem der Verkauf der Essenslieferdienste »La Nevera Roja« in Spanien sowie »Pizzabo« in Italien sei dafür verantwortlich. Ein Blick auf die Zahlen ausgewählter Firmen aus dem Portfolio der rund 100 Start-ups des Internetunternehmens zeigt steigende Umsätze. Der Kochboxen-Lieferant HelloFresh etwa hat mehr Umsatz gemacht, als noch letztes Jahr. Doch im bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bleibt auch bei Samwers Vorzeige-Start-ups insgesamt ein Minus von 356 Millionen Euro, wie die Wirtschaftswoche ausgerechnet hat. Nur der im Nahen Osten aktive Modehändler »Namshi« machte ein kleines Plus von 2,5 Millionen Euro.

Die Zahlen würden zeigen, dass die Vorzeige-Start-ups des Unternehmens »Fortschritte auf dem Weg in Richtung Profitabilität« erzielt hätten, so Rocket-Geschäftsführer Samwer -weil sie nun mehr Umsatz und weniger Verluste machten. Samwer hat immer wieder erklärt, die Verluste seien notwendig, um die Start-ups zu etablieren.

Die Anleger des Internetkonzerns reagierten am Dienstag positiv. Nach Bekanntgabe der neuen Geschäftszahlen veränderte sich der Aktienkurs von Rocket Internet leicht und stieg etwas auf den Wert von 16,50 Euro. Doch Anfang 2015 wurden die Rocket-Aktien noch für bis zu 55 Euro pro Aktie gehandelt. Seitdem ging es bergab. Mitte letzten Jahres hatte sich der Aktienwert des Internetkonzerns mehr als halbiert, auf 20 Euro pro Aktie. In den letzten anderthalb Monaten sank der Wert der Aktie weiter.

Rocket Internet will in Zukunft weniger auf den umkämpften Onlinehandel setzen und mehr auf das Geschäft mit Firmenkunden. Mit »Instafreight« will das Internetunternehmen nun eine Art »Uber« für den Frachtverkehr anbieten und damit die Logistikbranche in Deutschland »revolutionieren«. Größtes Problem dabei derzeit: Lastwagenfahrer dazu überreden sich eine App aufs Smartphone herunterzuladen, um Frachtlieferaufträge per Handy abzuwickeln.

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