Einschränkung für Medien

Confed Cup: Russland dementiert Zensurvorwurf

  • Lesedauer: 3 Min.

Anhaltspunkte für eine mögliche Zensur der Presse beim Confed Cup in Russland haben die Spitzen des deutschen Fußballs auf den Plan gerufen. Rund 50 Tage vor dem Turnierbeginn (17. Juni bis 2. Juli) ließen DFB-Präsident Reinhard Grindel und Ligaboss Reinhard Rauball verlauten, dass sie Einschränkungen bei der Berichterstattung im Land des WM-Gastgebers 2018 nicht tolerieren wollen. »Ich werde mich bei der FIFA-Ratssitzung am 9. Mai dafür einsetzen, dass die beim Confed Cup akkreditierten Journalisten frei berichten können«, sagte Grindel der »Bild«. »Es wäre ein wichtiges Signal für die WM 2018, wenn das russische Organisationskomitee schon beim Vorbereitungsturnier deutlich macht, dass es keine Einschränkungen der Pressefreiheit gibt.«

Ähnlich wie der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) äußerste sich auch Rauball. Die Wahrung der uneingeschränkten Meinungs- und Pressefreiheit müsse »auch bei einem sportlichen Großereignis sichergestellt werden - egal, wo es stattfindet«, sagte der Chef der Deutschen Fußball Liga.

Beide reagieren damit auf Passagen in den Akkreditierungsunterlagen für Journalisten, mit denen deren Berichterstattung womöglich eingeschränkt werden könnte. So heißt es darin, dass Medienvertreter »ausschließlich über den Confed Cup und damit verbundene Ereignisse« berichten dürften. Zudem seien Medienvertreter nur berechtigt, »auf dem Gebiet der Spielorte und nahe gelegener Sehenswürdigkeiten tätig sein«.

Die russische Staatsführung bestritt noch am Dienstag Einschränkungen für Journalisten beim Turnier. »Journalisten wird beim Confederations Cup nicht verboten, über irgendetwas zu schreiben. Sie können schreiben, worüber sie wollen«, sagte Vizeregierungschef und Fußballverbandschef Witali Mutko am Dienstag in St. Petersburg der Agentur Tass.

Auch die FIFA wies die Vorwürfe zurück, die Pressefreiheit sei vielmehr »oberstes Gebot«. In einer gemeinsamen Stellungnahme mit den Organisatoren teilte der Weltverband mit: Die Akkreditierung sei ein »vereinfachtes Medienvisum für Journalisten. Sie können an den Spielorten und in den umliegenden Gebieten ohne jede Einschränkung frei arbeiten.«

Wer aber über das Turnier hinaus berichten möchte, braucht laut FIFA zusätzlich ein Arbeitsvisum - wie jeder nicht für das Ereignis akkreditierte internationale Journalist auch. Ob diese Praxis eine Einschränkung der Pressefreiheit darstellt, ist also strittig, und die Umsetzung der Einschränkungen fraglich. Dennoch bleibt festzuhalten, dass solche Passagen in den Richtlinien für ein Turnier unüblich sind. Kritiker sehen darin den Versuch Russlands, unliebsame Berichte wie während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi zu erschweren.

Für Frank Überall, Vorstand des Deutschen Journalisten-Verbandes, steht deshalb auch der Weltverband in der Kritik. »Die FIFA lässt sich hier vor den Karren einer menschenrechtsfeindlichen Regierungspolitik spannen, indem sie Journalisten massiv in ihrer Arbeit behindert«, sagte Überall. Agenturen/nd

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