Überall ein Lyriker
Hans-Jürgen Döring tot
Mit Bestürzung haben Vertreter aus Kultur und Politik auf den plötzlichen Tod des Vorsitzenden des Thüringer Schriftstellerverbandes, Hans-Jürgen Döring, reagiert. Der 65-Jährige war am Wochenende völlig unerwartet in seinem Eichsfelder Wohnhaus verstorben. Döring habe mit seinem offenen, einnehmenden Wesen etwas verkörpert, was nur wenige Menschen auszeichne: »Er fand die Balance zwischen Politik und Poesie, er war Demokrat mit ganzer Seele«, hieß es in einem Nachruf der in Weimar erscheinenden »Thüringischen Landeszeitung« (Dienstag).
Als Politiker habe der langjährige Landtagsabgeordnete der SPD und »Schöpfer eines kleinen Welttheaters« leidenschaftlich für den Erhalt der Thüringer Kulturlandschaft gekämpft - und sie als Lyriker bereichert. Lyrik sei für den Lehrer für Sport und Deutsch anfangs nur ein Ventil gewesen. Die FDJ habe einst seine Begabung gefördert, und die Begegnung mit dem Jenaer Oppositionellen Jürgen Fuchs, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband, habe ihn ermutigt, die Widersprüche des Sozialismus zu benennen. »Döring, der die Silly-Musik liebte und bei Tamara Danz mal eine Nacht mit Rio Reiser durchgezecht hatte, dichtete überall - im Zug, bei Spaziergängen und im Landtag«, schreibt die Zeitung. Bis zuletzt habe sich der Verstorbene den gesunden (Selbst-)Zweifel bewahrt. In einem Interview forderte er einst, Autoren müssten lernen, »im Regen zu tanzen«. epd/nd
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