Der Spaßvogel von Leicester

Der Engländer Mark Selby holt seinen dritten Snooker-Weltmeisterpokal innerhalb von vier Jahren

  • Maria Jordan
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Moment des Sieges wirkte er, als sei ihm ein Stein vom Herzen gefallen. »Snooker ist eine der schwierigsten Sportarten der Welt«, sagte der Brite Mark Selby nach dem 17-tägigen Wettkampf um den Weltmeistertitel. In der Nacht zu Dienstag setzte sich der 33-Jährige im Crucible Theatre in Sheffield nach mehr als elf Stunden reiner Spielzeit gegen seinen Gegner John Higgins durch.

Noch am ersten Tag der Partie hatte Selby mit 4:10 hinter seinem Konkurrenten zurückgelegen, gewann dann aber zwölf der nächsten 14 Durchgänge und holte schließlich mit 18:15 den Sieg. »Ich kann es kaum glauben. Gestern hat John mich dominiert, heute bin ich frisch zurückgekommen und war deutlich besser«, sagte er während der Pokalübergabe. Selby hatte bereits in seinem ersten WM-Finale vor zehn Jahren gegen Higgins gespielt, damals unterlag er noch mit 13:18.

Doch nicht nur beim 4:10-Rückstand am ersten Tag musste der Titelverteidiger starke Nerven beweisen. In der Schlussphase des Spiels lochte Selby eine halbe Stunde lang keinen Ball ein, außerdem sorgte eine strittige Entscheidung des Schiedsrichters zeitweise für Verunsicherung. »Wenn du hier schon untergehst, dann musst du wenigstens kämpfen«, habe Selby während des Finales gedacht. Am Ende verwandelte Selby drei Minuten nach Mitternacht den letzten Ball des Spiels und holte sich so den dritten WM-Titel innerhalb von nur vier Jahren. Dafür wurde er neben dem Pokal auch mit einem Preisgeld von 441 000 Euro belohnt. »Vielleicht war es wirklich eines der größten Finals«, sagte Selby kurz nach dem Sieg selbst noch ein wenig ungläubig.

Der »Jester from Leicester«, (der Spaßvogel von Leicester), wie Selby wegen seiner humorvollen Art auch genannt wird, gilt nach 27 Monaten an der Spitze der Weltrangliste als das neue Vorbild des Snookersports. »Wenn du Turniere gewinnen willst, musst du so spielen wie Selby. Es ist die moderne Art des Spiels«, lobte der fünffache Champion Ronnie O’Sullivan den Dreifachweltmeister via Twitter. »Ich denke, Mark wird diesem Titel noch weitere folgen lassen - ob es einer, zwei, drei oder vier sind«, sagte der geschlagene Higgings nach dem Finale in Sheffield.

Der 33-jährige Selby galt lange als Underdog. Aufgewachsen in einer Arbeitersiedlung im englischen Leicester, wurde er 1999 mit 16 Jahren zum jüngsten professionellen Snookerspieler. Im selben Jahr starb sein Vater an Krebs; ihm widmete Selby seither jeden seiner WM-Pokale. »Ich kam ja buchstäblich aus dem Nichts, mein Vater hatte nichts. Ich habe jeden Tag trainiert, viele Opfer gebracht, und nun verdiene ich im Jahr eine Million Pfund«, staunt Selby. »Unglaublich.«

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