Von Übel
Klaus Joachim Herrmann über Clinton, das FBI und russische Hacker
Die neuen Ermittlungen gegen Hillary Clinton in der E-Mail-Affäre zu verschweigen, »wäre aus meiner Sicht katastrophal gewesen«, sagt FBI-Chef James Comey im Senat aus. Das lässt sich auch auf ihn selbst beziehen. So erklärte er zwei Tage vor der US-Präsidentenwahl die Kandidatin wieder für entlastet. Damit hat er das eine getan und das andere nicht unterlassen, blieb auf der sicheren Seite. Doch gesteht er, es werde ihm »leicht übel« bei dem Gedanken, sein FBI hätte einen gewissen Einfluss auf den Ausgang der Wahl gehabt. Hatte es. Wird ein Geheimdienst zum Königsmacher, lässt sich ungutes Gefühl allemal teilen.
Der Verliererin ist auch nicht gut, und es wird ihr kaum besser. Statt sich aber um die US-Demokratie zu sorgen, zeigt die Demokratin auf den ohne Beweise abgeurteilten angeblichen Hauptschuldigen ihrer eigenen Pleite. Nur weil Moskaus Hacker die Mails der Demokraten ans Licht brachten, kam sie in Schwierigkeiten. Es wurde offenbar, was im Dunkel bleiben sollte - die Wahrheit: Mit krummen Touren wurde der Sozialist Bernie Sanders aus dem Rennen um die Präsidentschaft gefoult. Hillary Clinton freilich barmt, ihr seien von FBI und Russen »Rückenwind« und »Schwung« genommen worden. Leicht erholt meldet sie jetzt: »Ich bin wieder eine Bürgerin, Aktivistin und Teil des Widerstands.« Nicht übel?
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