Der Raps steht gut
Bauern spüren sinkende Rapsdiesel-Nachfrage nicht
Weil die EU-Kommission weg will vom herkömmlichen Biodiesel aus Raps und anderen Lebensmittelpflanzen, ist die Zukunft des Rapsanbaus in Mecklenburg-Vorpommern ungewiss. Die Pflanzen sollen 2030 nicht mehr als drei Prozent des Treibstoffs ausmachen. Jetzt sind es bis zu sieben Prozent. Stattdessen soll Benzin und Diesel mehr Biosprit der zweiten Generation beigemischt werden, der aus Abfallstoffen wie Altspeiseölen gewonnen wird. Das Werk Ecomotion in Sternberg, das Biodiesel allein aus Raps herstellt, leidet nach eigenen Angeben bereits unter Auftragsmangel und steht zeitweilig still.
Der Raps steht mit Beginn der Blütezeit gut, es gab kaum Winterschäden, es hat genug geregnet und die Spätfröste im April schadeten den Pflanzen auch nicht, hieß es aus dem Agrarministerium in Schwerin und dem Landesbauernverband in Neubrandenburg. »Wegen der Kälte sind viele Kulturen allerdings für zehn, zwölf Tage in ihrer Entwicklung stehengeblieben«, sagte der Pflanzenbaureferent des Landesbauernverbandes, Frank Schiffner. Dennoch komme die Blüte zur rechten Zeit.
Von der Abkehr von Raps-Biokraftstoffen spüren die Bauern nach Ansicht Schiffners noch nichts. Im Gegenteil: »Der Preis pro Tonne war mit 386 Euro Mitte April deutlich höher als im vorigen Sommer mit 350 Euro«, hieß es aus dem Landwirtschaftsministerium. Wer Lagermöglichkeiten habe, sei gut dran. Die Bauern verkaufen den Raps an Großhändler, sagte Schiffner. Wo die Rapssaat letztlich lande, wüssten sie nicht. Er schätzte, dass 50 bis 60 Prozent in die Biodieselproduktion gehen und der Rest zu Speiseöl verarbeitet wird.
Mecklenburg-Vorpommern ist bundesweit nach wie vor das Land mit dem stärksten Rapsanbau. 21 Prozent der Ackerfläche - etwa 223 800 Hektar - sind dem Statistischen Amt zufolge mit Winterraps bestellt. Der leichte Rückgang der Rapsanbaufläche um zwei Prozent zum Vorjahr zeigt nach Ansicht von Fachleuten keinen Trend an und sei weder eine Reaktion auf die Änderung der Biokraftstoff-Richtlinien noch auf das Beizverbot. Seit 2014 ist es den Landwirten wegen schädlicher Auswirkungen auf Honigbienen nicht mehr gestattet, das Saatgut mit Neonikotinoiden zu behandeln. Stattdessen werden die Pflanzen nun mehr gegen Schädlinge und Krankheiten gespritzt. Der Bauernverband fordert die schnelle Rückkehr zum Beizen.
Vor einigen Jahren waren fast 25 Prozent der Ackerfläche Mecklenburg-Vorpommerns mit Raps bestellt. »Mehr geht auch nicht, um noch eine gute Fruchtfolge einzuhalten«, sagte der Agrarreferent des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Burkhard Roloff. Je häufiger auf derselben Fläche Raps angebaut werde, desto größer sei die Gefahr von Krankheiten und Schädlingsbefall. Seien die Anbauabstände größer - mindestens vier Jahre - drohten weniger Krankheiten und Schädlinge, es müsse weniger Gift gespritzt werden. Wegen der vielen Rapsschädlinge von konventionell bewirtschafteten Feldern ist es Roloff zufolge Ökolandwirten in Mecklenburg-Vorpommern nicht möglich, Raps anzubauen.
Vielfach wird nun befürchtet, dass die geringere Nachfrage nach Pflanzenbiodiesel den Rapsanbau verringern könnte. Dann fehle Raps in der Fruchtfolge, sagte Schiffner. »Raps ist die wirtschaftlichste Frucht.« Bauern müssten das anbauen, was sie am Markt auch unterbringen können. Nachhaltig wirtschaftende Landwirte bauen Roloff zufolge auch Kleegras als Futter, Wintergerste oder Kartoffeln an. dpa/nd
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