Achter Titelgewinn gegen den Erzrivalen
BR Volleys entscheiden drittes Playoff-Finalspiel um die deutsche Meisterschaften gegen Friedrichshafen mit 3:1
Es war auch beim Showdown in Friedrichshafen wie immer: Ein Duell auf Messers Schneide. Keines der beiden den deutschen Männervolleyball beherrschenden Teams, die seit 15 Jahren den Meistertitel unter sich ausmachen, konnte sich einen dominanten Vorteil herausspielen. Und beide Finalisten boten nicht nur phasenweise sehenswerte Ballwechsel.
Am Ende nutzten die Berliner, die in dieser Saison schon fünf Mal gegen Friedrichshafen das Nachsehen hatten (Supercup, Pokalfinale, zweimal in der Meisterschaftsvorrunde und im ersten Playoff-Finale) den psychologischen Vorteil, das zweite Finalmatch vier Tage zuvor in der heimischen Max-Schmeling-Halle mit 3:1 gewonnen zu haben. Damit war dem Team vom Bodensee unter dem neuen Chefcoach, dem früheren Bundestrainer Vital Heynen, der Traum vom Durchmarsch genommen. »Der VfB muss jetzt erst einmal zeigen, ob er zu Hause dem hohen Erwartungsdruck auch standhalten kann«, hatte Berlins Kapitän Robert Kromm vor dem Anpfiff gesagt. »Wir werden noch einmal alles geben und genauso fokussiert sein wie zuletzt beim 3:1 zu Hause.«
Am Ende setzte sich die individuelle Klasse der Berliner durch, die mit 3:1 (25:22, 25:27, 25:20, 25:22) verdient gewannen und ausgelassen ihren achten Meistertitel in der Vereinsgeschichte feierten. Sie stoppten damit Friedrichshafens Erfolgsserie mit bislang 13 Titelgewinnen.
Kaweh Niroomand, der Manager des alten und neuen Meisters, hatte schon im Vorfeld des alles entscheidenden Spiels versucht, den Druck von der eigenen Mannschaft zu nehmen: »Wir haben unabhängig vom Ausgang des letzten Finalspiels eine tolle Saison gespielt. Wenn jetzt noch die Meisterschaft dabei rauskommt, wäre das sehr schön. Aber auch eine Niederlage wirft uns nicht um.«
Doch der Triple-Sieger der Vorsaison (Meistertitel, Pokalsieg, CEV-Cup), dem diesmal tatsächlich eine titellose Saison drohte, legte einen imponierenden kämpferisch wie spielerisch starken Endspurt hin und belohnte sich selbst. Zudem darf das Team um den nicht unumstrittenen italienischen Trainer Roberto Serniotti, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft und der vermutlich in die polnische Liga wechseln wird, auf eine internationale Topleistung Ende April beim Viererfinalturnier der Champions League in Rom verweisen, auch wenn dort numerisch nur der vierte Platz herausgekommen war.
Doch gerade diesen römischen Schwung nahmen die Berliner mit in die entscheidende Phase der Meisterschaft gegen den Pokalsieger, so dass sie die aufgrund der Terminprobleme wegen des Final Four in der Champions League auf drei (statt fünf) Spiele verkürzte Playoff-Finalserie nach einem 0:1-Rückstand noch mit 2:1 Siegen für sich entschieden.
Vor 3750 Zuschauern in der ausverkauften ZF Arena gewannen die Berliner gleich den ersten Satz mit 25:22, wobei beim Stand von 24:22 der Satzgewinn zu kippen drohte. Auch im zweiten Durchgang hatten die Gäste zwei Satzbälle, doch Friedrichshafen wehrte beide ab und holte sich selbst den Satz mit 27:25. Die Berliner ließen sich davon jedoch nicht beirren und sicherten sich den dritten Durchgang souverän mit 25:20. Im Entscheidungssatz sah es beim 24:22-Stand erneut so aus, als würde der Gastgeber noch eine Wende erzwingen können, doch als Ruben Schott den alles entscheidenden Punkt zum 25:22 verwandelte, kannte der Jubel keine Grenzen.
»Die Ansprüche um uns herum sind groß. Das ist das Schwerste, womit wir klarkommen müssen«, erklärte Meisterkapitän Robert Kromm. Der 33-jährige Angreifer war mit 20 Punkten der beste Mann im dritten Spiel, in dem die Gäste im Block und der Feldabwehr besser waren als der Kontrahent vom Bodensee. »Von wegen, wir sind eine Mannschaft ohne Herz. Wir haben uns dafür belohnt, dass wir weiter zusammengehalten haben. Nach dieser Saison mit den vielen Tiefen, nach viel Scheiße, die wir uns anhören mussten, haben wir es heute geschafft und freuen uns riesig«, jubelte Kromm, der die Finalwende auf den kurzen Nenner brachte: »Wir waren unglaublich fokussiert, waren gut eingestellt und sind einfach mental stark geblieben.«
»Ich hab mir vorgenommen, nicht zu heulen, aber es ging nicht. Einfach nur Wahnsinn«, sagte Berlins Mittelblocker Felix Fischer, der mit diesem Finale seine Karriere nach über 500 Spielen bei den Volleys beendete.
Dem Rekordmeister VfB Friedrichshafen (13 Meistertitel) mit dem besten Spieler Michal Finger (18 Punkte) bleibt im ersten Jahr mit dem neuen Trainer Vital Heynen Platz zwei, der Pokalsieg und der Triumph im Supercup. »Das ist mein erstes Jahr hier. Daher akzeptiere ich noch mal, dass wir verloren haben. Aber das nächste Jahr kommen wir zurück und holen die Meisterschaft. Das garantiere ich«, rief der Belgier den Friedrichshafener Fans zu.
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