Stochern im Nebel

Markus Drescher über die Wahl in Schleswig-Holstein

Ist da gerade der Schulz-Zug vorbeigefahren? Nein, das war die FDP auf dem Weg zurück in die Regierung. Oder die Grünen, die fahren entgegen dem Bundestrend. Jetzt haben wir es: Ein gewisser Herr Günther von der CDU raste an SPD-Ministerpräsident Torsten Albig vorbei. Wieso saß der denn nicht mit Schulz im Zug? Na, wenigstens hat die AfD Verspätung.

Das Stochern im Vorwahlnebel aus Umfragen, Fernsehduellen und »bundespolitischer Bedeutung«, es gehört zum Geschäft. Doch wo die Reise am Ende hingeht, entscheiden die Wählerinnen und Wähler am Wahltag. Und verwerfen mit diversen Umstiegen, Zwischenstopps oder gar Reiseunlust in letzter Zeit regelmäßig gewohnte Fahrpläne - flexible Endbahnhofwahl inclusive. »Pünktlich wie die Eisenbahn« war gestern, genauso wie die lange gültigen parlamentarischen Gewissheiten.

Die Schleswig-Holsteiner - zum ersten Mal auch die 16- und 17-jährigen - haben sich für die CDU als Wahlsieger entschieden, den SPD-Mythos Schulz-Zug wohl endgültig aufs Abstellgleis manövriert, die Grünen stark gelassen, die FDP etwas stärker gemacht, die Alternative für Deutschland ein wenig ausgebremst, die LINKE stehenlassen und die Piraten im Sonderzug Richtung Bedeutungslosigkeit geschickt. Das Stochern im Küstennebel war also recht erfolgreich. Das ist nach den letzten nationalen und internationalen Wahlen die eigentliche Überraschung.

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