Eine denkwürdige Präsidentenwahl
Katja Herzberg zum Wahlerfolg von Emmanuel Macron
Emmanuel Macron hat die Sensation geschafft - nicht die Vereitelung einer Präsidentin Marine Le Pen, sondern vielmehr den Umstand, ohne Partei im Rücken, mit nur zweijähriger Regierungserfahrung und erst 39 Lebensjahren zum wichtigsten Mann im Staate Frankreich gewählt zu werden. Damit reiht er sich ein in die europäische Epoche der Renzis und Tsipras’. Zeit, seinen Erfolg zu feiern, bleibt indes nicht. Macron hat nicht weniger als die Erneuerung Frankreichs ausgerufen. Daran wird er sich schon bald messen lassen müssen.
Denn Frankreich leidet unter hoher Arbeitslosigkeit, insbesondere die Jugend strotzt vor Perspektivlosigkeit. Die politische Landschaft, wie sie die Republik nach dem Zweiten Weltkrieg prägte, ist spätestens mit der mut- und erfolglosen Amtszeit von François Hollande, den Skandalen in den Reihen der Konservativen und der Zersplitterung der linken Kräfte kollabiert. Die Altparteien müssen die Lehren aus ihrem Niedergang ziehen, Macron bis zur Wahl der Nationalversammlung im Juni seinen versprochenen Aufbruch zumindest ansatzweise in die Tat umsetzen.
Denn - das hat der zweite Wahlgang auch gezeigt - fehlen die Alternativen, verzichten die Menschen lieber auf ihr Wahlrecht. Die Beteiligung am Sonntag war so niedrig wie seit 1969 nicht mehr, obwohl Macron von den Unterstützern Mélenchons und Fillons profitierte. Diese Entwicklung sollte allen in Frankreich, aber auch in Berlin und Brüssel zu denken geben.
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