Werbung

Trump feuert FBI-Direktor Comey

US-Präsident entlässt mit sofortiger Wirkung den Chef des Inlandsgeheimdienstes

  • Lesedauer: 3 Min.

Washington. Der politische Donnerschlag, der durch Washington dröhnt, weckt Erinnerungen an eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren US-Geschichte. Kurz nachdem Donald Trump am Dienstag überraschend FBI-Chef James Comey gefeuert hat, ziehen Kommentatoren die Parallele zum Watergate-Skandal - und insbesondere zum berüchtigten »Samstagabend-Massaker« vom Oktober 1973, als Präsident Richard Nixon den Sonderermittler Archibald Cox entließ. Nixon wollte sich damit aus den Schlingen der Abhöraffäre befreien, was aber bekanntlich misslang: Weniger als ein Jahr später trat er zurück.

Wie weit der Vergleich zwischen Trump und Nixon, Comey und Cox trägt, werden erst die weiteren Entwicklungen zeigen. Jedenfalls schürt der Rauswurf des FBI-Direktors den Verdacht, dass der Präsident die Untersuchungen zur Russland-Affäre eindämmen will.

Denn Comey war federführend damit befasst, den möglichen Absprachen zwischen Trump-Mitarbeitern und der russischen Regierung während des Wahlkampfs nachzugehen. »Sind diese Ermittlungen zu sehr in das unmittelbare Umfeld des Präsidenten vorgedrungen?« hinterfragt der Chef der oppositionellen Demokraten im Senat, Chuck Schumer, die Motive für den Rauswurf.

Trump wickelt Comeys Entlassung mit derselben Kaltblütigkeit ab, die er vormals bei seinem Entlassungsritual in der Reality-Serie »The Apprentice« zur Schau stellte. Laut Medienberichten erfährt der Chef der Bundespolizei von seinem Rausschmiss aus dem Fernsehen, während er in Los Angeles zu Mitarbeitern spricht. Ein Brief, in dem Trump den FBI-Direktor knapp über seine sofortige Entlassung informiert, erreicht offenbar die Öffentlichkeit, bevor er Comey erreicht.

Die Bundespolizei brauche eine neue Führung, damit sie »das öffentliche Vertrauen wiederherstellen« könne, schreibt Trump. Und er führt an, mit seiner Entscheidung den Empfehlungen von Justizminister Jeff Sessions und dessen Stellvertreter Rod Rosenstein zu folgen.

Ironischerweise lautet die offizielle Begründung für den Rauswurf, dass sich Comey durch seinen Umgang mit der E-Mail-Affäre der früheren Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton disqualifiziert habe - dies sehen auch die Demokraten so. Clinton machte Comey erst kürzlich für ihre Niederlage mitverantwortlich, weil dieser anderthalb Wochen vor der November-Wahl die Neuaufnahme der Untersuchungen zur regelwidrigen Handhabung ihrer dienstlichen Mails bekanntgegeben hatte.

In einem Memorandum wirft Rosenstein dem bisherigen FBI-Chef vor, mit der Preisgabe von Informationen zu diesen Untersuchungen seine Kompetenzen überschritten zu haben: Dadurch habe er »Reputation und Glaubwürdigkeit des FBI« schwer beschädigt.

Auch wenn die Demokraten diese Begründungen als fadenscheinig anprangern - zweifellos war Trump über Comeys Umgang mit der Mail-Affäre frustriert, wenngleich aus ganz anderen Gründen als die Opposition. Erst kürzlich kritisierte er, der FBI-Chef sei mit Clinton viel zu schonend umgegangen, sonst »stünde sie genau jetzt vor Gericht«.

Trumps Frust über Comey dürfte aber zuletzt vor allem durch dessen Umgang mit der Russland-Affäre gewachsen sein. Der FBI-Chef verweigerte sich der Aufforderung des Präsidenten, den Schwerpunkt der Ermittlungen von der Rolle einzelner Trump-Mitarbeiter auf das Durchsickern vertraulicher Informationen an die Medien zu verlegen.

Trump hielt den Zeitpunkt für den Rausschmiss nun wohl für günstig, weil Comey zuletzt weitere Glaubwürdigkeit bei der Opposition verspielt hatte. Der FBI-Chef behauptete fälschlicherweise im Kongress, die Clinton-Beraterin Huma Abedin habe hunderttausende Mails ihrer Chefin an das Laptop ihres Ehemanns weitergeleitet. Tatsächlich waren es nur aber nur wenige Mails, wie das FBI später korrigierte.

Dennoch kommt bei den Demokraten kaum Freude über die Entlassung Comeys auf. Stattdessen dominiert die Sorge, dass nun die Unabhängigkeit der Ermittlungen zu der Russland-Affäre gefährdet ist, wenn das FBI künftig einem Direktor von Trumps Gnaden untersteht. »Jeder Versuch, die Ermittlungen des FBI zu stoppen oder zu untergraben, würde gravierende Verfassungsfragen aufwerfen«, warnt Senator Dick Durbin.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.