Ein Team für besondere Momente
Die Frauen des TTC Berlin Eastside gewinnen zum vierten Mal die Champions League im Tischtennis
Um gefühlt große und dauerhafte Erfolge in Mannschaftssportarten zu beschreiben, bemüht man gerne Vergleiche zu den Kickern des FC Bayern München. Dann ist zum Beispiel bei Spandau vom »FC Bayern des Wasserball« oder bei den Frauen des TTC Eastside vom »FC Bayern des Tischtennis« die Rede. Doch mit Verlaub, damit tut man den »Schmetterlingen« an der grünen Platte durchaus unrecht. Denn das Team, das sich namensgerecht im Hauptstadt-Osten (Hellersdorf, Lichtenberg) verortet, ist den Fußballmillionarios um einiges voraus.
Am Freitag hat das Trio aus der Deutsch-Chinesin Xiaona Shan, Petrissa Solja und der Ungarin Georgina Pota, das von der seit 20 Jahren Berlin lebenden Russin Irina Palina trainiert wird, zum vierten Male die Champions League gewonnen. Nach 2012, 2014 und 2016 hat man diesmal sogar den Zwei-Jahres-Rhythmus verlassen, und in Wiederholung des Vorjahresfinales den polnischen Meister KTS Tarnobrzeg hinter sich gelassen. Das Hinspiel eine Woche zuvor hatte Eastside mit 2:3 verloren - die erste Niederlage in allen Wettbewerben seit Januar 2015. Mit dem 3:1 im Rematch im Freizeitforum Marzahn machte TTC den »Ausrutscher« wett.
Und das nicht mit Glück, sondern mit einer grandiosen Leistung, die 500 Zuschauer begeisterte und zu Beifallstürmen hinriss. Ja, auch das haben sie geschafft, die Eastside-Frauen: ein meist stilles Fachpublikum zu südländischen Feierkaskaden zu bewegen, die lange nach dem letzten Ballwechsel nicht abebbten. Für den TTC bedeutete der Triumph nicht nur den Grand mit Vieren in der Champions League, er komplettierte nach 2012 und 2016 das dritte Triple des Teams. Zuvor hatte es - quasi noch in der Aufbruchsphase - dreimal den ETTU-Europacup (2002, 2004, 2007) gewonnen. Seit 2014 hat Eastside national das Double aus Meisterschaft und Pokal abonniert. Macht insgesamt 15 Titel seit 2002, 12 davon seit 2012. Bayern München des Tischtennis? Von wegen.
Solche Erfolge haben Ursachen - im Verein sind es die leidenschaftlichen, ehrgeizigen Führungskräften um den leider zu früh verstorbenen Ostberliner »Mister Tischtennis« Rainer Lotsch, Folgepräsident Gert Walther und den seit 2011 amtierenden Alexander Teichmann. In Kooperation vor allem mit Palina bauten sie Teams auf, die sich nicht auf die individuelle Strahlkraft einzelner Asse beschränkten, sondern das Motto »Der Star ist die Mannschaft!« lebten. »Bei uns ist es wie bei den Musketieren. Es gilt: eine(r) für alle, alle für eine(n)«, sagt Teichmann. Gab es Formschwächen, Verletzungen, Ausfälle konnten diese so stets kompensiert werden.
So war es auch in den beiden Finals. In Tarnobrzeg verlor Shan überraschend ein zuvor als sicher für den TTC verbuchtes Match, in Berlin war sie mit zwei Punkten die überragende Akteurin. Dafür brachte Petrissa Solja in ihrem Marzahner Match kaum Zählbares zustande. Doch die Ungarin Georgina Pota, Nummer 3 und zumeist die Zuverlässigkeit in Person, machte mit zwei klaren 3:0 in beiden Partien dies mehr als wett. 11:1 lautete ihre Bilanz aus den Spielen der Champions League. »Dieser CL-Erfolg war ein besonderer Moment. Da muss man auch mal ein Sekunde inne halten, und sich bewusst werden, was man vollbracht hat. Zugleich aber steht fest: wir sind noch lange nicht satt und wollen uns weiter verbessern und steigern, Unsere Leistung unter immer neuen Voraussetzungen immer neu bringen, das ist Fazit und Ausblick zugleich«, so Alexander Teichmann.
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