Halbseidene Globalisierung

Kurt Stenger über internationalen Handel à la Peking

  • Lesedauer: 1 Min.

Wer geglaubt hat, dass die Globalisierung nach der Wahl Donald Trumps in den USA beerdigt wird oder zumindest einen gehörigen Dämpfer bekommt, muss sich eines Besseren belehren lassen: Mit China ist die Weltwirtschaftsgroßmacht Nummer 2 längst dabei, dem internationalen Handel einen neuen Schub zu versetzen. Wie einst die Hanse versucht man, mit einem Ferndistanznetz aus eigenen Handelskontoren den Führungsanspruch zu sichern. Dies hat der Gipfel zu den neuen Seidenstraßen zu Wasser und zu Land noch einmal deutlich gemacht. Das lässt man sich eine ordentliche Stange Geld kosten, denn es geht ums große Geschäft, aber auch um Außenpolitik und geostrategische Interessen.

Bei Globalisierung geht es nun mal nicht nur um Warenaustausch, Wettbewerb und Arbeitsteilung, wie es bundesdeutsche Politiker glauben machen wollen, sondern immer auch um Hegemonie. Mit dem Unterschied zum Frühimperialismus, dass die Kanonenboote in den Trockendecks bleiben. Konfliktfrei läuft auch dies freilich nicht, wie das Fernbleiben der kommenden Großmacht Indien zeigt. Der EU wiederum missfällt, dass die chinesische Führung allein die Regeln schreiben will, Umwelt- und Sozialstandards außen vor lässt. Auch die Globalisierung à la Peking ist eben doch nur halbseiden.

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