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»Die Vielfalt ist ein sicherer Ort für alle«

Zum Internationalen Tag gegen Homophobie warnen Organisationen vor wachsender Diskriminierung durch rechte Bewegungen

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) startet gemeinsam mit dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) eine Kampagne gegen Homophobie und Islamfeindlichkeit. »Wir stehen zusammen für eine offene Gesellschaft, in der alle Menschen jederzeit und an jedem Ort ohne Angst und Anfeindungen verschieden sein können«, erklärten die Initiatoren am Dienstag in Berlin. Und: »Wir wollen uns von den rechtspopulistischen Bewegungen nicht gegeneinander ausspielen lassen.« An der Kampagne »Du+Ich=Wir« beteiligt sich auch der Liberal-Islamische Bund.

Die Initiatoren wollen in den kommenden Tagen Postkarten in deutscher und türkischer Sprache verteilen. Darauf finden sich Botschaften wie »Du willst angstfrei leben? Ich auch.« Damit soll verhindert werden, dass rechtspopulistische Bewegungen Schwule und Lesben an sich binden, indem sie sich als Schutzwall gegen die Zuwanderung homophober Einwanderer darstellen. Auf der anderen Seite geht es aber auch darum, Migranten, die aus konservativen Milieus stammen, dazu zu bringen, sich von homophoben Aktionen und Äußerungen zu distanzieren.

Homo, Bi oder Trans - was bedeuten die Begriffe?
  • Homosexuelle (»homo«, aus dem Lateinischen, deutsch: »Mensch«, »Mann«): Lesben und Schwule begehren in der herrschenden Welt der zwei Geschlechter das eigene.
  • Bisexuelle (»bi-«, Lateinisch, »zwei-«): Sie verlieben sich in Menschen, egal welche äußeren Geschlechtsmerkmale sie haben.
  • Transsexuelle (»trans«, Lateinisch, »hinüber«): Sie identifizieren sich nicht mit ihrem angeborenen biologischen Geschlecht. Oft versuchen sie, ihren Körper etwa mit Hormonen oder mit Operationen dem bevorzugten Geschlecht anzugleichen.
  • Transgender (»gender«, Englisch, »sozio-kulturelles Geschlecht«): Sie fühlen sich zwar dem angeborenen biologischen Geschlecht nicht zugehörig, lassen ihren Körper aber auch nicht unbedingt medizinisch verändern.
  • Intersexuelle (»inter«, Lateinisch, »zwischen«): Ihre Körper haben bei der Geburt Ähnlichkeit mit beiden Geschlechtern - sei es genetisch, hormonell oder anatomisch.
  • Queer (Englisch, ursprünglich: »eigenartig«): Der Begriff bezeichnet allgemein von der Heterosexualität abweichende Identitäten.
Mehr homo- und transfeindliche Übergriffe registriert

Sichtbarkeit schafft Angriffsfläche. Das ist das alljährliche bittere Fazit bei Übergriffen gegen sexuelle Minderheiten. Die Zahl der Attacken gegen Lesben, Schwule, und Transgender ist erneut gestiegen.

Im Wahlprogramm der AfD für die Bundestagswahl heißt es: »Eine einseitige Hervorhebung der Homo- und Transsexualität, wie sie die sogenannte «Sexualpädagogik der Vielfalt» praktiziert, stellt einen unzulässigen Eingriff in die natürliche Entwicklung unserer Kinder und in das vom Grundgesetz garantierte Elternrecht auf Erziehung dar.« Die Partei wendet sich außerdem gegen eine »ungebremste Massenmigration«. Laut Umfragen findet die AfD auch unter Schwulen, Lesben und Transsexuellen Zustimmung.

Vielfalt gegen rechts - für eine offene Gesellschaft

Zahlreiche LSBTI*-Organisationen aus Deutschland haben am Mittwoch zum Internationalen Tag gegen Homophobie einen gemeinsamen Aufruf für eine offene, respektvolle Gesellschaft veröffentlicht, die allen Menschen Schutz und Unterstützung bietet. »Die Vielfalt ist ein sicherer Ort für alle«, ist der Aufruf überschrieben. »Es ist Zeit dem entschieden entgegenzutreten - und zwar gemeinsam!«, heißt es im Aufruf. Die unterzeichnenden Organisationen möchten mit ihrem Appell die große Mehrheit der Menschen in Deutschland ansprechen, der Freiheit und Respekt am Herzen liegen und die die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter* (LSBTI*) unterstützt.

»Gegen die Bedrohung von rechts können wir uns nur gemeinsam wehren. Alle demokratischen Menschen sind herausgefordert, Grundrechte zu verteidigen. Lasst uns für eine Gesellschaft eintreten, die Vielfalt mit Respekt begegnet und allen Menschen die gleichen Chancen ermöglicht«, so Sören Landmann, Vorsitzender des Aktionsbündnis gegen Homophobie. Agenturen/nd

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