Romantisierung des Westens

Velten Schäfer über eine Studie zum Rechtsextremismus im Osten

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 1 Min.

Warum sind rechte Ideen und Taten im Osten häufiger als im Westen? Die Wissenschaft erklärt dies erstens mit dem DDR-Erbe: Die Sozialisationserfahrungen einer homogenen Bevölkerungsstruktur und einer nicht eben pluralen Öffentlichkeit seien anschlussfähig für Rechte. Zweitens fühlten sich viele nach 1990 betrogen, als ihnen erklärt wurde, es gebe keine Alternative zu Deindustrialisierung und Dekulturalisierung: eine rechts artikulierbare Frustrationserfahrung, deren Realitäten fortwirken.

Dem kann auch die jüngste Studie zum Thema nichts hinzufügen, die nun von der Ostbeauftragten Iris Gleicke (SPD) präsentiert wurde. Man wolle diese Perspektiven auch nicht gegeneinander ausspielen, so die Autoren. Dennoch wird erkennbar der DDR-Faktor höher angesetzt als in etlichen anderen einschlägigen Untersuchungen.

Ob indes - gerade in Sachsen, auf das sich die Studie schwerpunktmäßig bezieht -, eine »Romantisierung der DDR« so virulent ist, wie die Autoren sagen, ist eine Frage, die man nun stellen kann. Eine andere wäre, ob die in der Untersuchung beiläufig vorgenommene Gegenüberstellung der »geschlossenen Gesellschaft« DDR und eines »offenen« Westens nicht auch einer erheblichen Verzerrung ex post unterliegt: Heutige Diskurse um Inklusion, Diversität und Transkulturalität zumindest bestimmten auch in der BRD der 1980er Jahre weder das soziale Klima noch die Politik gegenüber den damals so genannten »Gastarbeitern«.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.