Nahöstliche Wundertüte

Roland Etzel zur Israel/Palästina-Visite des US-Präsidenten

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 1 Min.

Trump war da und hat uns seine Aufwartung gemacht. Das wollen die israelische wie die palästinensische Regierung für sich als Pluspunkt vermerkt sehen. Aber sonst? Worin die politische Substanz der Visite besteht, weiß wohl keiner der nahöstlichen Antipoden so genau zu benennen. Der US-Präsident blieb auch diesmal seiner Manie treu, Unerwartetes zu tun, Bedeutendes anzukündigen, um am Ende unverbindlich zu bleiben.

Vor allem die Palästinenser lässt Trump ratlos zurück. Zwar vernahmen sie seine »Vision von einer regionalen Friedenslösung«. Sie dürften aber nicht fehl darin gehen, die »harten Entscheidungen«, denen dabei ins Auge zu sehen sei, vor allem auf sich zu beziehen. In Trumps alttestamentarischen Ausschweifungen vom »ewigen Anspruch der Juden auf das Heilige Land« konnten sie schlechterdings keine Akzeptanz dafür erkennen, dass auch Palästinenser über ein legitimes Lebensrecht in der Region verfügten, im Gegenteil.

Das war Wasser auf die Mühlen der Betonfraktion in Netanjahus Lager. Aber selbst dort sieht man lange Gesichter. Man hatte wohl gehofft, der Palästinenserpräsident werde von Trump als Gesprächspartner ignoriert. Auch vom schnellen Umzug der US-Botschaft ins völkerrechtlich nicht als Israels »ungeteilte Hauptstadt« anerkannte Jerusalem war zur Enttäuschung der Hardliner gestern nicht die Rede. Trump hinterlässt Fragezeichen, bei allen.

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