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Die Kirche und das Kreuz mit der AfD

Bischof Markus Dröge und die Rechtsaußen-Funktionärin Anette Schultner diskutierten kontrovers über christliche Werte

  • Felix von Rautenberg
  • Lesedauer: 3 Min.

Kann man Christ sein und sich in der Alternative für Deutschland (AfD) engagieren? Darüber diskutierten der evangelische Bischof Markus Dröge, die AfD-Funktionärin Anette Schultner und die Publizistin Liane Bednarz am Donnerstag in der Sophienkirche in Mitte im Rahmen des 36. Deutschen Kirchentags.

Unter dem Motto »Du siehst mich« versteht sich der von der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) initiierte Kirchentag neben seinem Missionierungsauftrag auch als Diskussionsplattform. »Wie also kann man meinen, christliche Werte zu vertreten, während man versucht, eine menschenverachtende Politik zu betreiben?«, fragt Markus Dröge rhetorisch, als Anette Schultner ausführt, dass ihre Nächstenliebe gegenüber Flüchtlingen rechtsstaatliche Grenzen kenne. Ihre ersten Wortbeträge werden in der komplett gefüllten Sophienkirche durch laute Rufe unterbrochen. Dröge widerspricht Schultner und erinnert an die Wanderung der Israeliten: »Gläubige sind dazu angehalten, Fremden zu helfen. Wenn sie an der Grenze einen Unterschied machen, stellen sie die christlich-jüdische Tradition in Frage.« Der Bischof verweist darauf, dass sich die AfD als Verteidigerin des christlichen Abendlandes versteht. Ihrem Parteiprogramm sei jedoch jeder christliche Grundsatz fern.

Weiter kritisiert Dröge die Kommunikationsmethode der AfD, wonach diese vor allem Ängste durch provokante Aussagen schüren wolle, die sie mit falschen Fakten belege. Das weist Anette Schultner zurück, worauf der Bischof beginnt, aus dem im vergangenen Jahr verfassten, offiziellen Strategiepapier der Rechtspopulisten zu zitieren. Die AfD soll dem Papier zufolge politisch inkorrekt auftreten und provozieren, um so die Wählerschaft für sich zu gewinnen: »Es geht nicht um die Sache oder um Lösungen, sondern um den geplanten Effekt durch Provokationen.« Jenes Schüren von Ängsten sei keineswegs christlich, wie Dröge anhand der Bergpredigt erklärt. Im Evangelium gehe es vielmehr darum, Hoffnung zu stiften und auch seine Feinde zu lieben. »Es gibt diese Ängste, doch es ist unsere Aufgabe, nach konkreten Lösungen zu suchen, anstatt die Ängste weiter zu schüren.« Schultners Aussage, das AfD-Papier sei nur ein Entwurf, wird vom Publikum lautstark mit »Fakenews« kommentiert.

Mal wirft Schultner Markus Dröge vor, die Christenheit in der AfD aus der Kirche auszuschließen, worauf er antwortet: »Es geht nicht um ein Ja oder Nein, sondern darum, ob das Christensein authentisch ist.« An anderer Stelle erklärt sie, dass ihr die Kirche zu wenig missionarisch und viel zu politisch sei.

Dröge selbst sieht das Schaffen der Landeskirche in der Tradition des antifaschistischen Pfarrers Martin Niemöllers. Der Bischof sagt: »Man muss sich dem Rechtspopulismus entschieden entgegenstellen, ist Menschenverachtung erst einmal gesellschaftsfähig geworden.« Weiter sei es gerade heute Aufgabe der Kirchen und ihrer Mitglieder, christlich-ethische Fragen zu stellen, die eine politische Antwort erforderten.

Die Vorsitzende der »Christen in der AfD« und Mitbegründerin der neurechten »Patriotischen Plattform« drückt sich oft vor konkreten Antworten. Auf die meisten Fragen reagiert sie mit einer Gegenfrage. Oft bleibt sie im Vagen, und immer wieder übertönen Zwischenrufe aus dem Publikum ihre Antworten. Wird sie zu Aussagen anderer AfD-Politiker befragt, spricht sie gebetsmühlenartig von der Dämonisierung der AfD.

Die konservative Publizistin Liane Bednarz merkt an: »Die AfD wirft der Kirche vor, zu politisch zu sein, da sie sich mit ihrer eigenen Politik nicht vertreten sieht.«

Dröge erntete im Vorfeld Kritik dafür, sich mit der AfD auf ein Gespräch einzulassen. Unter dem Motto »Du siehst mich nicht« riefen Kritiker dazu auf, der Veranstaltung fernzubleiben. Einige AfD-Gegner kamen aber doch. Nach Ende der Veranstaltung klettert ein junger Mann in die Kanzel der Sophienkirche. Dort hängt er ein T-Shirt mit der Aussage »Kein Mensch ist illegal« über die Brüstung.

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