New New Labour
Mit einem anti-neoliberalen Programm holt Jeremy Corbyn in den Umfragen auf
Berlin. New Labour, das war der Slogan, mit dem Tony Blair die Partei einst in die Mitte führte - und in die Krise. Als Altlinker wird Jeremy Corbyn heute in fast jedem deutschen Zeitungsartikel bezeichnet - was abwertend gemeint ist. Starrköpfig, verbohrt, Neuem nicht mehr aufgeschlossen soll das bedeuten. Es fehlt heute auch nie der Hinweis, dass der Vorsitzende der britischen Labour Party unbeliebt ist. Das wird auch auf seine Führungsschwäche zurückgeführt.
Wie aber ist es zu erklären, dass Labour in den letzten Wochen in den Umfragen zur Unterhauswahl am Donnerstag nächster Woche satte acht Prozentpunkte aufgeholt hat und gerade bei jungen Leuten sehr beliebt ist? Der seit seinem Buch »Postkapitalismus« auch in Deutschland prominente linke Intellektuelle Paul Mason hat dafür im nd-Interview eine Erklärung: »Sein Popularitätszuwachs hat viel mit ihm selbst zu tun. Stark bleiben, sich nicht von Beleidigungen provozieren lassen.« Unter jungen Wählenden sei Corbyn bereits Kult.
Mason sieht den Aufwind für Labour aber allen voran im Wahlprogramm der Sozialdemokraten begründet: »Es beschreibt einen klaren Bruch mit dem Neoliberalismus, den es bisher in der Geschichte der Sozialdemokratie noch nie gegeben hat. Das nimmt mit einem Mal den ewigen Nörglern den Wind aus den Segeln und widerlegt den weit verbreiteten Slogan: ›Alle Politiker sind doch gleich.‹« Für einen Wahlsieg über Theresa May und ihre Tories werde es zwar wohl nicht reichen. Labour müsse daher, so Mason, eine Partnerschaft für eine linke Mitte und eine linke Regierung mit Grünen und Schottischer Nationalpartei bilden.
Premier May bekräftigte unterdessen bei einem Fernsehauftritt ihre harte Linie für die anstehenden Brexit-Verhandlungen. »Kein Deal ist besser als ein schlechter Deal«, sagte sie am Montagabend. gsp Seite 3
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