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Russischer Bioinformatikerin droht Abschiebung aus den USA
Xenia Petrowa floh vor politischer Verfolgung aus Russland in die USA. Nun wurde ihr wegen einer Lappalie das Visum entzogen
Das erste Mal wurde Xenia Petrowa am 2. März 2022 in Moskau verhaftet, weil sie gegen den Angriff auf die Ukraine protestiert hatte. Das zweite Mal folgte nun am 16. Februar 2025 in Boston, USA, weil ihr ein formeller Fehler bei der Zollanmeldung unterlaufen war. Die Wissenschaftlerin hatte versäumt, Froschembryonen bei der Einfuhr zu deklarieren.
Seit mehr als zwei Monaten sitzt sie nun im Gefängnis – für eine Ordnungswidrigkeit, die unter gewöhnlichen Umständen mit 50 US-Dollar Strafe belegt werde, wie ihr Anwalt sagt. Doch die Umstände sind nicht gewöhnlich. ICE, die US-Einwanderungs- und Zollbehörde, reagierte mit dem Entzug von Petrowas Forschungsvisum. Am Dienstag fand ein erster Gerichtstermin statt. Der Prozess soll klären, ob sie nach Russland abgeschoben wird.
In den USA, davon sind ihre Kolleg*innen überzeugt, könnte Petrowa ein Durchbruch in der Krebs-Früherkennung gelingen. Die Bioinformatikerin erforscht frühe Stadien der Zellteilung an der Harvard Universität. Sie entwickelte ein Skript, um Bilder eines speziellen Mikroskops zu analysieren. »Ich bin fest davon überzeugt, dass sie der einzige Weg ist, wie wir das volle Potenzial dieses Mikroskops ausschöpfen und die möglichen Erkenntnisse gewinnen können«, sagt ihr Kollege und Mitbewohner William Trim dem Sender NBC.
Aus der Haftanstalt heraus bat Petrowa ihn, ihr Fachbücher zu schicken. Wenn sie nicht gerade Schach mit anderen Häftlingen spielt, liest sie darin über die Evolution und Zellentwicklung. »Ich war im Paradies«, sagt Petrowa über ihren Job. »Und ich würde sehr gerne im Paradies bleiben.«
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