Die Horroridee Stadtautobahn
Andreas Fritsche zur möglichen Auswirkung der Autobahnreform
Die Stadtautobahn A100 als geschlossener Ring, verlängert durch bis dahin unberührte Gebiete in Ostberlin, ist für die meisten betroffenen Anwohner eine Horrorvorstellung. Was sie an Lärm und Abgasen erdulden müssten, können sie an den bestehenden Streckenabschnitten im Westen der Stadt sehen, hören und riechen.
Zwar ist es keineswegs so einfach, wie es sich einige Befürworter und Gegner der A100 jeweils machen. So könnte ein bei einem Tempolimit von 60 bis 80 Stundenkilometern auf einer Stadtautobahn fließender Verkehr durchaus verträglicher sein als Autos, die an roten Ampeln tuckern. Doch wälzt sich die Blechlawine auf der A100 heute zu bestimmten Uhrzeiten auch nur im Stop und Go voran. Pi mal Daumen stimmt die alte Regel, dass neue Straßen nur neuen Straßenverkehr erzeugen. Allerdings kann nicht einfach ein Verkehrskollaps abgewartet werden, um die Autofahrer zum Umsteigen auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu zwingen - zumal S- und U-Bahnen im Berufsverkehr längst an ihre Grenzen gestoßen sind.
Das Schienennetz muss also ausgebaut werden. Insbesondere müsste es mehr und weitere S-Bahn-Verbindungen ins Umland geben, und an den Stationen dort müssten die Busse in viel höheren Taktfrequenzen abfahren. Außerdem müssten die Tickets für alle bezahlbar sein. Nicht zu vergessen sind deutliche Verbesserungen für Radler erforderlich.
Bei der rot-rot-grünen Senatskoalition sind da hoffnungsvolle Ansätze zu erkennen. Es ist nicht hundertprozentig klar, ob mit der neuen Infrastrukturgesellschaft tatsächlich über die Köpfe der Landespolitik hinweg entschieden werden würde. Aber dass dies möglich wäre, ist eine Horrorvorstellung.
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