Dekolonialist

Personalie

  • Ellen Wesemüller
  • Lesedauer: 2 Min.

»Versklavung ist nicht gleich Versklavung« , sagt Tahir Della. Dabei will er gar nicht unbedingt verteidigen, wofür er nicht gestimmt hat: den Namen der Königin Nzinga von Ndongo und Matamba als Alternative vorzuschlagen für nach Kolonialisten benannte Straßen in Berlin-Wedding. Mit der »Königin des Sklavenhandels« (Berliner Zeitung) hatte sich die Jury, dessen Mitglied Della ist, in den vergangenen Tagen einige Kritik eingehandelt.

Doch der 1962 in München geborene und in Berlin Lebende ist kein Mann der Polarisierung, sondern einer, der nach Kenntnis der politischen Kräfteverhältnisse versucht, strategische Politik zu machen - in einem Feld, wo sich persönliche Betroffenheit und gesellschaftliche Übermacht oft unversöhnlich gegenüber stehen: das des Rassimus’.

Die am Dienstag getroffene Entscheidung der Bezirksstadträtin, die Jury noch einmal einzuladen, um ihren Vorschlag zu überdenken, sieht er auch als Chance, einen eigenen Namen einzubringen. Denn auch in der Jury ist nichts schwarz-weiß: »Man hat es eben bei politischen Aktivisten mit einer Menschengruppe zu tun, die größer ist, als einem lieb ist - wie in der normalen Politik auch.«

Und mit Politik kennt sich Della aus: Seit 1986 ist er Mitglied der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland und damit fester Bestandteil der jüngeren Schwarzen Bewegung hierzulande. Inzwischen als Vorstandsmitglied kämpft er gegen rassistische Kontrollen und für die Dekolonisierung des öffentlichen Raumes - wie im sogenannten Afrikanischen Viertel in Wedding.

Dabei nutzt er die mediale Vermittlung seiner Politik, auch, wenn er damit nicht immer gut gefahren ist. So schrieb die »Welt« jüngst, er sei Mitglied der »Nation of Islam« und befürworte die Rassentrennung. Della streitet dies ab. Eine Veranstaltung, die er 2004 organisiert hat, werde immer dann herausgekramt, wenn es darum gehe, Entscheidungen in Misskredit zu bringen. Dagegen vorzugehen erscheint ihm allerdings als Zeitverschwendung.

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