Referendum: Puerto Rico will 51. Bundesstaat der USA werden
Mehrheit der Bevölkerung fordert, dass die Insel vollwertiger US-Staat wird / Entscheidung liegt nun in Washington
San Juan. Bei einem Referendum in Puerto Rico haben sich nahezu alle Teilnehmenden dafür ausgesprochen, dass das US-Außenterritorium als gleichberechtigter Bundesstaat der Vereinigten Staaten anerkannt wird. Laut dem am Sonntag bekanntgegebenen Ergebnis stimmten 97,2 Prozent dafür, der Karibikinsel den Status des 51. Bundesstaates der USA zu geben. Bislang ist die frühere spanische Kolonie ein assoziierter Freistaat der Vereinigten Staaten.
Es nahmen allerdings nur 23 Prozent der 2,2 Millionen Stimmberechtigten an der Befragung teil. Vier Fünftel der Abstimmungsberechtigten zeigten kein Interesse - oder folgten dem Boykottaufruf der Opposition. Von den Teilnehmern sprachen sich 1,5 Prozent für die Unabhängigkeit von den USA aus, 1,3 Prozent stimmten für die Beibehaltung des derzeitigen Status. Das Referendum vom Sonntag ist nicht bindend, denn die Entscheidung kann nur der Kongress in Washington treffen.
Es ist schon das fünfte Plebiszit über die Zukunft der spanischsprachigen Insel. Bisher hatte der Status quo dreimal gesiegt, bei der Abstimmung vor fünf Jahren hatte sich eine knappe Mehrheit für eine Zukunft als US-Staat ausgesprochen. Doch blieb eine Entscheidung des US-Kongresses aus.
Gouverneur Pedro Rosselló Nevares, der seit Januar im Amt ist, hatte sich mit Nachdruck für die Befragung eingesetzt. Der 38-Jährige will den »Kolonialstatus« des Inselgebiets überwinden. Die Puertoricaner wollten »dieselben Rechte« wie die US-Bürger haben, was das »Kolonialsystem« nicht zulasse, sagte Rosselló bei der Stimmabgabe in San Juan. Rosselló kündigte trotz der schwachen Aussagekraft des Ergebnisses an, sich »in Washington und weltweit« für die Anerkennung Puerto Ricos als 51. Bundesstaat stark zu machen. »Wir werden zu internationalen Foren gehen, um das Argument der Bedeutung Puerto Ricos als erster hispanischer Bundesstaat der USA zu verteidigen«, sagte er.
Das Inselgebiet, das östlich der Dominikanischen Republik in der Karibik liegt, geriet durch eine US-Invasion von 1898 unter die Oberhoheit der Vereinigten Staaten. Als US-Außenterritorium verfügt die Insel seit 1952 über weitgehende Autonomierechte. Die Bürger können ohne Beschränkungen in die USA reisen, allerdings haben sie bei Präsidentschafts- und Kongresswahlen in den USA kein Stimmrecht. Seit Jahren plagt eine Schuldenkrise das 3,5 Millionen Einwohner zählende Gebiet. Anfang Mai erklärte Puerto Rico bei einem Schuldenstand von 70 Milliarden US-Dollar (rund 62,5 Milliarden Euro) seine Zahlungsunfähigkeit. Agenturen/nd
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