Ohne an die Gäste zu denken

MEINE SICHT: Nicolas Šustr über die Probleme der IGA

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Bundesgartenschau in Koblenz 2011 war mit über 3,5 Millionen Besuchern und einem Überschuss von 13 Millionen Euro auch ein wirtschaftlicher Erfolg. Die Gartenschauen in Hamburg zwei Jahre später sowie in der Havelregion 2015 waren finanziell ausgesprochene Desaster. 21 Euro kostete der Eintritt in Hamburg - selbst in der vergleichsweise wohlhabenden Stadt an der Elbe wurde das als sehr teuer kritisiert. Nicht mal die Hälfte der geplanten 2,5 Millionen Besucher kamen tatsächlich.

Bei der IGA in Marzahn-Hellersdorf ist man mit einer Prognose von zwei Millionen Besuchern schon etwas vorsichtiger herangegangen. 20 Euro Eintritt sind für die eher einkommensschwachen Berliner vergleichsweise sportlich, vor allem wenn man einrechnet, dass das Gros der Besucher stets aus der Region kommt. Dementsprechend lässt sich die Geheimnistuerei der Organisatoren nur so deuten, dass es eher mies läuft.

Das liegt sicher nicht nur am Eintrittspreis. Es gibt zwar die sehr schöne Seilbahn über den Kienberg. Aber die vielen Senioren - sie sind nun mal die Gruppe, die sich am meisten für solche Schauen interessiert - müssen den Rest der Wege zu Fuß bewältigen. Kein Bähnchen fährt die Stationen abseits der Seilbahn an. In praller Sonne ist so ein Zweieinhalb-Kilometer-Marsch eben nicht jedermanns Sache. Zumal auch der wenig größere Tierpark mit Verweis auf zum Teil weite Wege erst vor zwei Jahren so ein Bähnchen eingeführt hat.

Nachgerade als Sabotage kann man Teile der Gastronomie ansehen. Das fängt schon mit der Karte an. Da wird das gezapfte Bier mit 4,50 Euro ohne Mengenangabe ausgewiesen, was schlicht illegal ist. Espresso oder Cappuccino werden im nachhaltigen wie stilvollen 0,4-Liter-Mehrwegbecher ausgeschenkt - bei relativ stolzen Preisen. Sonnenschirme waren hier auch Fehlanzeige. Wenn man die Bedürfnisse seiner Besucher nicht ernst nimmt, ist es kein Wunder, wenn die ausbleiben.

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