Hysterie ist eine Strategie

In den öffentlichen Verkehrsmitteln Madrids werden neue Hinweisschilder zu »manspreading« angebracht

  • Paula Irmschler
  • Lesedauer: 3 Min.

In Madrid dürfen Männer nicht mehr breitbeinig sitzen. Sonst werden sie der Stadt verwiesen, in Umerziehungslager gebracht und via Nagellackschnüffelns verweichlicht, bis alles Männliche aus ihnen herausgepresst ist. Im Anschluss malen sie apathisch Blumenwiesen und was medikamentös noch geplant ist, behalten die feministischen Irren aus taktischen Gründen erst mal für sich. Die niederträchtige Gleichmacherei, die Männer zu etwas Schlechterem (Frauen) machen will, macht vor nichts Halt. So die männliche Internet-Lesung von Schlagzeilen zum Vorhaben der Verkehrsbetriebe der spanischen Hauptstadt, in Fahrzeugen Schilder aufzuhängen, auf denen Männer dazu angehalten werden, nicht unnötig breit dazusitzen.

Vor lauter Emotionalität nicht richtig lesen, mit Schaum vor dem Mund überreagieren, unsachlich rumflennen … Moment mal. Ist es nicht das, was man dem unseriösen Weibe gern vorwirft? Frauen sind die mit den Gefühlen, Männer die mit Sachverstand? Wie war das noch mal mit der Hysterie, die sich ans Hirn macht, und so kranke Sachen verursacht, wie, dass Frauen sich abgrenzen, nicht nur niedlich und lieb, sondern auch mal stark und wütend sind? Geht natürlich nicht klar. Die weibliche Irrationalität ist Schwäche, die männliche ist Selbstverteidigung gegen die ständige Kastrationsbedrohung.

Männer sind in Gefahr. Überall warten Queerfeministinnen, die ihnen den Vibe killen wollen. Längst traut Mann sich nicht mehr ohne Pfefferspray raus, weil ihm ein Verschwulungskommando auf Einhörnern den Job klauen oder die Frisur verwuscheln will. Schreibt er dann ins Internet, dass dieser und jener wohl den Tod verdiene, weil er pädophil/ Steuerhinterzieher/ der andere schlechte Rapper vom Schulhof ist, dann ist das Sport oder Kunst. Männer, die pöbeln, sind coole Rebellen, die man lassen muss, wie sie sind, Jungs eben. Wenn die Wiener Autorin Stefanie Sargnagel in einem satirischen Artikel schreibt, dass sie Babykatzen tritt, dann ist das ein Affront. Wagt es eine Frau, zu pöbeln, wagt sie es, nicht auf die Art gefallen zu wollen, wie Frauen gefallen sollen, dann muss der männliche Leser dagegen halten. Ihr werden Grenzen gezogen, sie wird zur Furie erklärt und die Rangordnung wieder hergestellt.

Um der vermeintlichen Übermacht von Frauen, die den Feminismus so ernst nehmen, dass sie sich raus nehmen, was Männer sich raus nehmen, beizukommen, erfüllen Männer plötzlich das Klischee, mit dem sie bisher Frauen belegt, abgelehnt und belächelt haben: Sie werden weinerliche, nervige Schreihälse, die nach jedem Strohhalm greifen, hier: die Inszenierung als letzte Helden einer marginalisierten Gruppe, Soldaten einer wehrhaften Bewegung. Aber seid beruhigt, Jungs: Ihr dürft weiterhin breitbeinig in Bahnen sitzen. Ihr seht dabei eben nur sehr lächerlich aus.

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