Reaktionäre Märchenstunden
Tobias Riegel findet Religion bei den Öffentlich-Rechtlichen fehl am Platze
Religionsfreiheit ist ein hohes Gut. Solange die Ausübung des Glaubens Privatsache bleibt, soll sie nicht eingeschränkt werden. Im öffentlichen Raum aber muss die Freiheit nichtreligiöser Menschen verteidigt werden. Dazu zählt auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk, und der ist in dieser Woche kontaminiert durch religiöse Indoktrination. Die ARD-Themenwoche »Woran glaubst Du?« strahlt noch in die letzten Verästelungen der Senderstruktur. Diese aktuelle Religions-Reklame, es gibt auch »kritische« Alibi-Beiträge darunter, gesellt sich zu der bereits im normalen Programm vorhandenen, wie die tägliche (schauerliche) »Morgenandacht« im Deutschlandfunk.
Manche Menschen fordern, die christliche Dominanz in den deutschen Medien durch Sondersendungen zum Islam auszugleichen. Das ist ein Irrweg! Anstatt diesen reaktionären Märchenstunden noch mehr Platz einzuräumen (und das gilt für alle Weltreligionen), sollten sie radikal aus den Sendern in die Wohnstuben der Gläubigen verbannt werden. Die ARD gibt sich locker: »Viele Menschen glauben an Gott, einige an die Wissenschaft, andere an sich selbst. Manche haben ihren Glauben verloren.« Der Humanistische Pressedienst betont dagegen, dass Nichtgläubige ihren Glauben mitnichten verloren haben: »Sie haben ihn eher abgelegt wie ein mottenzerfressenes, zu klein gewordenes Kleidungsstück.«
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