LGBTQ-Szene feiert Lehrer für dieses Foto mit Trump
Wie Nikos Giannopoulos mit einem Schnappschuss ein starkes Zeichen für die Rechte von Homosexuellen und Transgender in den USA setzte
Mit den Traditionen im Weißen Haus tut sich der 45. Präsident der Vereinigten Staaten schwer – zumindest mit jenen Terminen, bei denen Donald Trump möglicherweise nicht nur Freunde und Unterstützer an seiner Seite weiß. Kritische Äußerungen zu seiner Politik? Die hört Trump bekanntlich nicht gerne. Da wundert es auch nicht, warum der US-Präsident im Frühjahr bereits seine Teilnahme am jährlichen Korrespondenten-Dinner absagte – die traditionelle Veranstaltung gibt es immerhin bereits seit 1921. Doch mit Journalisten steht Trump eben auf Kriegsfuß.
Eine weitere Berufsgruppe, die der umstrittene Chef im Weißen Haus offenbar ebenfalls argwöhnisch beäugt, sind Lehrer. Jährlich werden die besten Pädagogen des Landes – je Bundesstaat gibt es einen Sieger – nach Washington eingeladen. Neben einer Rede des in einem Wettbewerb festgestellten landesweit besten Pädagogen bekommt jeder Lehrer die Möglichkeit, ein paar Minuten mit dem Präsidenten zu plaudern, während der offizielle Fotograf des Weißen Hauses Bilder schießt.
Doch seit Trump regiert, ist auch diese Tradition nichts mehr wie unter seinen Vorgängern. Die Gewinnerin des Wettbewerbs, die Lehrerin Sidney Chafee aus dem US-Bundesstaat Massachusetts, durfte ebenso wenig eine Rede halten wie ihre 49 Kollegen mit Trump einen kurzen Plausch. Statt einer rauschenden Party mit den Angehörigen mussten diese in einem Gebäude neben dem Weißen Haus während des Fototermins mit Trump geduldig warten.
Dass diese Veranstaltung – nicht nur für Trump – dennoch unvergesslich werden würde, dafür sorgte Nikos Giannopoulos. Als der Lehrer des Jahres aus dem US-Bundesstaat Rhode Island an der Reihe war, gerieten die Mitarbeiter des US-Präsidenten in Panik. Grund dafür war Accessoire, auf welches Giannopoulos bestand, während er neben Trump und dessen Frau Melanie im Oval Office posierte.
Wie der Lehrer später auf Facebook erklärte, war der schwarze Fächer als Statement für die LGBTQ-Szene in den USA gedacht. Giannopoulos selbst ist homosexuell und geht damit offen um. Der geöffnete Fächer habe als Symbol für die Freude und Freiheit gestanden, die er mit seiner nicht-zweigeschlechtlich Geschlechteridentität verbinde.
Auch ein zweites Detail an Giannopoulos führte dazu, dass der Lehrer später in den sozialen Netzwerken gefeiert wurde. An seinem Jackett hatte er einen Regenbogen-Pin befestigt. »Hätte ich die Gelegenheit gehabt (mit Trump zu sprechen), hätte ich ihm gesagt, dass ich vor allem deshalb stolz auf meine Herkunft als Amerikaner bin, weil ich die Freiheit habe, offen und ehrlich sagen zu können, wen ich liebe. Und ich hätte ihm gesagt, 'queer lives matter' und dass eine Anti-LGBTQ-Politik Menschenleben fordert«, erklärte Giannopoulos später via Facebook.
Wie der US-Präsident zu den Rechten der LGBTQ-Szene steht, dazu sendete Trump schon früher im Wahlkampf sehr widersprüchliche Signale. Gegenüber dem erzkonservativen TV-Sender Fox News, einem der wichtigsten Unterstützer des Milliardärs im Rennen um die Präsidentschaft, hatte Trump auf die Frage, wie er es mit der »Ehe für alle« halte, geantwortet, er werde am Obersten Gerichtshof konservative Richter einsetzen und stehe für die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau ein.
Noch vor einigen Jahren klang das bei Trump anders: So hatte er sich im Jahr 2000 im Interview mit LGBT-Magazin »The Advocate« unter anderem für ein landesweites Antidiskriminierungsgesetz ausgesprochen.
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