Make America great again
Der neunmalige Olympiasieger Carl Lewis ist heute Trainer an der Uni Houston. Seine Mission: Nachwuchstalente entdecken und ausbilden
Carl Lewis steht auf der Leichtathletikanlage, die seinen Namen trägt, und schaut jungen Leuten beim Sprinten zu. Seine Miene ist ernst, die Arme hat er vor der Brust verschränkt. Den Augen von »King Carl« entgeht nichts, penibel korrigiert er jeden technischen Fehler. Fußstellung, Kniehub, Abdruck. Alles.
»Es ist okay, Perfektion anzustreben und das Beste aus sich herauszuholen«, sagt Lewis. »Wir sind niemals fertig.« Lewis, der ehemalige Superstar, der Usain Bolt der 80er und 90er Jahre, ist schon lange Assistenztrainer an der Universität von Houston. Jetzt hat der »Leichtathlet des Jahrhunderts« einen neuen Klub gegründet: »The Perfect Method«. Der 55-Jährige sucht von Texas aus seine Nachfolger, um sie zu Supersprintern auszubilden. »Ich bin darauf fokussiert, Amerikaner für Olympia bereit zu machen«, sagt Lewis.
Jamaika und Bolt haben die einst unschlagbaren US-Boys abgehängt, das Land der Sprinter stellte in Tyson Gay zuletzt 2007 einen Weltmeister über die 100 Meter. Ein Zustand, der für Lewis nur schwer zu ertragen ist. Er habe »frische Ideen« entwickelt, um »schneller zu laufen«, sagt Lewis. Er bietet Internetseminare und Videotutorials an, verspricht aber keine Wunder: »Step by Step« lautet das Motto. Unter anderem wirbt er mit dem Slogan: »Erhalte die Einblicke eines Champions, und du machst einen Schritt, selbst einer zu werden.«
Physiologie, Biomechanik, Ernährung, Psychologie. Lewis hat sich für sein weit gefächertes Projekt viele Experten ins Boot geholt, um die Lehren seines langjährigen Trainers Tom Tellez zu perfektionieren. Jedes Detail sei wichtig, die richtigen Bewegungsabläufe müssten so früh wie möglich vermittelt werden. »Ich sehe ein High-School-Kid. Es sagt, dass es jedes Jahr verletzt ist - und ich kann ihm sagen, warum«, sagt Lewis. Sein Verein arbeitet landesweit mit dem US-Amateur-Verband AAU zusammen, auch sein ehemaliger Sprintkollege und heutiger Chef an der Uni Houston, Leroy Burrell, steht ihm zur Seite. Einer der beiden hielt zwischen 1988 und 1996 stets den Weltrekord über 100 Meter.
»Coach Carl entwickelt Miniatur Carl Lewises und Leroy Burrells«, sagt Sprinter LeShon Collins, der in Houston trainiert: »Sagen Sie es ihm nicht, aber ich denke, wir könnten sogar besser sein als sie.« Auch Cameron Burrell ist Teil des Teams, der Sohn von Leroy Burrell steigerte seine Bestleistung zuletzt auf 9,93 Sekunden. Der 22-Jährige ist derzeit die Nummer vier der Welt. Aber auch da sieht Lewis noch Luft nach oben. SID/nd
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