Mehr Teilzeit und Leiharbeit
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Der Anteil von Teilzeitstellen, Leiharbeit und Minijobs ist weiter gestiegen und befindet sich einer Studie zufolge auf dem höchsten Stand seit 13 Jahren. Im vergangenen Jahr waren 39,6 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse sogenannte atypischen Jobs, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf mitteilte.
Insbesondere die Zahl der Teilzeit- und Leiharbeiter habe 2016 weiter zugenommen. Die Zahl der Minijobber nahm hingegen leicht ab. Nach den vorliegenden Daten arbeiteten 2016 etwa 23 Prozent aller abhängig Beschäftigten in Teilzeitjobs, von ihnen waren mehr als drei Viertel Frauen. Gut ein Viertel der Teilzeitkräfte erhalte Stundenlöhne unter der Niedriglohngrenze von 9,75 Euro brutto. Einen Minijob als Hauptverdienst hatten 14,1 Prozent der Beschäftigten. Hier liege der Niedriglohnanteil mit gut 70 Prozent sehr hoch. Der Anteil der Leiharbeiter an den abhängig Beschäftigten betrug 2,6 Prozent. Fast die Hälfte (46 Prozent) davon fiel unter die Niedriglohngrenze.
Anspruch auf Teilzeit erst nach sechs Monaten
Wer eine neue Arbeitsstelle gefunden hat und in dem neuen Job an den Start geht, hat nicht unmittelbar einen Anspruch darauf, von Vollzeit in Teilzeit zu wechseln. »Den Anspruch gibt es erst nach sechs Monaten in einem Job«, erläutert Nathalie Oberthür, Fachanwältin für Arbeitsrecht in Köln. Davor bestehe allerdings für den Arbeitnehmer die Möglichkeit, sich einvernehmlich mit seinem neuen Arbeitgeber auf einen früheren Zeitpunkt zu einigen. Laut dem Teilzeit- und Befristungsgesetz muss der Mitarbeiter dann sein Teilzeitgesuch spätestens drei Monate vor dem Wunschbeginn beim Arbeitgeber stellen. Unter Umständen ist es nicht klug, das Teilzeitgesuch bereits in der Probezeit einzureichen.
Gute Jobperspektiven für Heilerziehungspfleger
Wer die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger macht, hat hinterher sehr gute Jobchancen. »Es ist wirklich Bedarf an diesen Fachkräften da«, sagt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit. Rein rechnerisch komme auf jeden arbeitslosen Heilerziehungspfleger eine freie gemeldete Stelle. Ende September 2016 waren 186 000 Menschen als Heilerziehungspfleger in Deutschland beschäftigt. Im März dieses Jahres waren 2100 ausgebildete Heilerziehungspfleger arbeitslos, dem standen 2300 gemeldete offene Stellen gegenüber.
Mit dem Master auf Arbeitssuche
Ein Master verbessert nicht pauschal die Einstiegschancen nach dem Studium. Häufig komme es genauso auf die Berufserfahrung an, berichtet die Zeitschrift »Unicum«. Das gilt vor allem für Geisteswissenschaftler. Mit Praktika und Werkstudententätigkeiten lasse sich beim Einstieg in den Job oft besonders punkten.
Es mache auch einen Unterschied, ob man mit einem Bachelor von der Fachhochschule oder von der Uni in den Job einsteige, so Annedore Bröker vom Team Akademische Berufe der Agentur für Arbeit in Hamburg. Es sei meist leichter mit einem Bachelor von der Fachhochschule als von der Uni. Aber auch hier gebe es Ausnahmen. Schließlich komme es auf das Fach an. Der Master sei zum Beispiel ein absolutes Muss in Chemie, Biologie, Physik, Mathe und Informatik, so die Expertin.
Arbeitsgerichten droht Richtermangel: Osten stärker betroffen
Den Arbeitsgerichten, vor allem im Osten, droht nach Einschätzung von Experten ein massiver Richtermangel. Das könne sich dramatisch auf die Laufzeiten der Prozesse auswirken, wenn nicht wirksame Gegenmaßnahmen getroffen werden, warnt Alfried Kampen, Präsident des Landesarbeitsgerichts Mecklenburg-Vorpommern. Zusammen mit der Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts, Ingrid Schmidt, müssen Wege gefunden werden, wie das vor allem ab 2025 immer größer werdende Problem behoben werden kann. Derzeit gibt es in Deutschland rund 950 Arbeitsrichter. Zwischen 2025 bis 2032 werden in Ostdeutschland von den 260 Richtern mehr als 50 Prozent ausscheiden. Das Problem sei stärker als in Westdeutschland. Allerdings stünden auch hier die geburtenstarken Jahrgänge vor ihrer Pensionierung. Agenturen/nd
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