Taumelnd in den Brexit
Guido Speckmann über den Fahrplan bei den EU-Austrittsverhandlungen
Es war eine Niederlage für Großbritanniens Brexit-Minister David Davis. Und das sah man ihm auch an, als er nach der ersten Verhandlungsrunde mit Michel Barnier, dem Brexit-Beauftragten der EU-Kommission, vor die Presse trat. Das Gesicht: heiß und verschwitzt; sein Haar: etwas durcheinander. Dabei war er zuvor so aufgeräumt gewesen, Pathos schwang mit, als er sagte: »Uns verbindet mehr als uns trennt.« Mit freundlichen Worten und Geschenken - ein Wanderstock für Davis, ein Wanderbuch für Barnier - versuchten beide, die Konfliktlinien zuzudecken.
Von der Route abgekommen sind vorerst die Briten: Beim Zeitplan der Gespräche setzte sich die EU durch. Zunächst wird über die Rechte der durch den EU-Austritt betroffenen Bürger, die Finanzforderungen an Großbritannien sowie über die Irland-Frage verhandelt werden. Danach erst über die zukünftigen Beziehungen. Die Briten wollten beides parallel verhandeln. Aber dazwischen gekommen ist ihnen die große Torheit Theresa Mays, Neuwahlen auszurufen. Jetzt hat man den Salat: kein gestärktes, sondern ein geschwächtes Mandat für die Brexit-Verhandlungen. Auf dem EU-Gipfel am Donnerstag will May Vorschläge für den Umgang mit EU-Bürgern in Großbritannien unterbreiten. Kaum denkbar, dass sie auf ihrer ursprünglich harten Position beharren wird. May taumelt.
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